Athener Kaffee-Tagebuch: Thessaloniki – Stadtmauern

Ein überaus dankbares Fotomotiv in Thessaloniki sind die Stadtmauern. Zumal davon noch jede Menge übrig ist den mühsamen Aufstieg überspringe ich mal, den dort besuchten Orten widme ich mich morgen noch einmal, damit wir uns heute ungestört dem historischen Bauwerk widmen können. Außerdem überspringe ich ermattet einen Teil der Wanderung und halte ein Taxi an und lasse mich von einem orts- und fachkundigen Kollegen direkt zum Trigonenturm bringen, dem höhergelegenen Bruders des Weißen Turms an der Nordost-Ecke der Altstadt.

Von hier aus hat man bekannter maßen ein phantastischen Blick über Stadt, Hafen und Meer. Außerdem kann man sehen, wie die gut erhaltene östliche Stadtmauer den Hang hinunter führt. Die Stadtmauern von Thessaloniki wurden von Kassandros, wichtigsten Diadochen – Nachfolger – Alexanders des Großen, kurz nach der Gründung der Stadt errichtet und später von den Römern verstärkt. Die heute noch existierenden Mauern stammen jedoch überwiegend aus byzantinischer Zeit oder aus der Zeit der osmanischen Besatzung, folgen aber im Großen und Ganzen dem Verlauf der ursprünglichen Stadtbefestigung.

Die Originalmauer wurde bereits im Jahr 315 vor Christus erbaut. Die Mauer, die Sie heute bewundern können, stammt aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Diese Mauer weist Aspekte der früheren Mauer auf und enthält Steine und Marmor aus den römischen Monumenten der Stadt. Auf Grund des ständig zunehmenden Verkehrs wurden im Jahre 1869 wurden Teile der Mauern eingerissen. Von den ursprünglich mehr als 8 km der gewaltigen Befestigungsmauern sind noch knapp über 4 km erhalten.

Die Mauern sind zwischen 10 und 12 Meter hoch und etwa 4,5 Meter breit. Sie beginnen am Hafen am Gerichtsgebäude, bilden ein Rechteck rund um die Kernstadt und enden in Höhe des weißen Turms am Meer. Fragmente davon findet man immer wieder zwischen der Wohnbebauung und den Straßen.

Noch nördlicher und am höchsten Punkt über der Stadt liegt das Heptapyrgion, was so viel bedeutet wie „Sieben Türme“, und ist eine Festung in der byzantinischen und osmanischen Zitadelle im nordöstlichen Teil der Akropolis. Es war Sitz der Garnison des Osmanischen Reichs bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Nachdem ich den beeindruckenden Blick vom Trigonenturm genossen habe, mache ich mich an den letzten Aufstieg des Tages durch das große Tor zur Zitadelle, der letzten Verteidigungslinie, wenn die Mauern der Stadt einmal fallen sollten.

Die fünf nördlichen Türme des Heptapyrgion stammen mit der verbindenden Kurtine wahrscheinlich aus der Zeit des Kaisers Theodosius I. im 4. Jahrhundert, nach anderer Ansicht erst aus dem 9. Jahrhundert. Die Türme im Süden dürften dagegen erst im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. In der Zeit der Paläologen wurde die Anlage erneuert, ebenfalls unmittelbar nach der türkischen Eroberung der Stadt im Jahr 1431 unter Çavuş Bey, dem ersten osmanischen Gouverneur.

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass die Festung der sieben Türme überhaupt erst kurz nach der osmanischen Eroberung erbaut wurde, unter Einbezug der bereits bestehenden Stadtmauer. Demnach bildete die Festung in Thessaloniki das Vorbild für die zwei Jahrzehnte später nach der osmanischen Eroberung in Konstantinopel errichtete gleichnamige Festung Yedikule. Die heutigen Bewohner der Stadt bezeichnen die Zitadelle heute auch als Castra oder Kastro, was so viel bedeutet wie Festung.

Die polygonale Festung wurde in die Nordostecke der Akropolis eingebaut. Der südliche Abschnitt der Mauer ist fast halbkreisförmig. Die Kurtinen tragen Wehrgänge und Zinnen. Die Südseite des Torturms ist mit eingemauerten Skulpturen aus byzantinischer Zeit geschmückt. Die Türme trugen in der Türkenzeit die Namen Fener Kulesi, Makaslı Kule, Su Kulesi, Cephane Kulesi, Hapishane Kulesi, Kız Kulesi und Zahire Ambar Kulesi, die Bastionen die Namen Hisar Peçe, Kanlı Burgaz und Çingene Tabyalar.

Heute ist das Heptapyrgion eher ein Treffpunkt für junge Leute, die den Sonnenuntergang von hier genießen wollen. Griechisch, Englisch, Französisch und Spanisch sind die Sprachen, die ich hier oben höre. Vermutlich Studenten, die ihren Feierabend begehen. Das mit dem Sonnenuntergang ist ja auch mein Plan, allerdings nach der Blamage am vergangenen Tag auf dem Lykavittos nicht ohne Kaffee! Also noch ein letzter Blick auf die beeindruckenden Mauern und dann geht es zum Sonnenuntergang mit Kaffee-Garantie.

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