Athener Kaffee-Tagebuch: Leoforos Nikis und Weißer Turm

Jetzt gilt es entlang der Leoforos Nikis am Meer zu flanieren. Der Boulevard beginnt als Fortsetzung der Navarchou Koundouriotou Pavlou an der Platia Eleftherias mit dem Shoa-Denkmal und führt in südöstlicher Richtung entlang der Küste vorbei an der Platia Aristotelous bis zum Weißen Turm, wo er in die Leoforos Megalou Alexandrou übergeht. Sie ist auch als Palea Paralia – Alte Uferpromenade – bekannt.

Zur Erinnerung: wir haben Mitte November, als ich hier locker im T-Shirt durch die Sonne spaziere! Ähnlich locker gekleidet auch die übrigen Passanten und Passantinnen. Gesäumt ist der Boulevard von schön herausgeputzten Häusern und repräsentativen Gebäuden. Tatsächlich sind die Leoforos Nikis und die Platia Aristotelous die schönsten und edelsten Ecken der Stadt.

Auf dem Meer kreuzen derweil Piraten. Was heute eine Touristen-Attraktion ist, war früher grausame Realität. Ein Grund, weshalb früher auch die Seeseite befestigt gewesen ist. Von der Uferbefestigung ist heute nur noch der Weiße Turm übrig, das Wahrzeichen von Thessaloniki.

Der Weiße Turm und seine Vorläuferbauten dienten ursprünglich zum Abschluss und zur Bewachung des östlichen bzw. südöstlichen Endes der Seemauern der Stadt Thessaloniki. Gleichzeitig war der Weiße Turm auch der Abschluss der östlichen Stadtmauer von Thessaloniki. An der Stelle des Weißen Turms stand ein byzantinischer Turm als Bestandteil der Stadtbefestigungen von Thessaloniki, der damals zweitgrößten Stadt des Byzantinischen Reichs. Er wurde erstmals vom Erzbischof Eustathios von Thessalonike bei seiner Schilderung der normannischen Eroberung von Thessaloniki im Jahre 1185 erwähnt

Ursprünglich war der Weiße Turm ein Roter Turm. In seiner heutigen Form ist der Weiße Turm osmanischen Ursprungs. Nach der osmanischen Eroberung von Thessaloniki im Jahr 1430 durch Sultan Murad II. wurde der Weiße Turm errichtet. Süleyman der Prächtige ließ am westlichen und am östlichen Ende der Seemauer von Thessaloniki zwei Türme errichten. Der östliche Turm ist der Weiße Turm, der westliche Turm existiert nicht mehr.

1826 fand auf Befehl des Sultans Mahmud II. eine Tötungsaktion an den Gefangenen im Weißen Turm statt. Der Weiße Turm wurde infolge dieser Tat sowie auch seines Gebrauch als Gefängnis unter Einschluss der Anwendung von Folter als „Turm des Blutes“ oder „Roter Turm“ bezeichnet; diese Bezeichnung hielt sich im 19. Jahrhundert. Nach der Eroberung von Thessaloniki im Oktober 1912 im Rahmen des Ersten Balkankrieges durch Truppen unter dem Kommando des griechischen Thronfolgers Konstantin I. wurde der Turm im Rahmen einer symbolischen Handlung weißgekalkt und erhielt dadurch seinen heutigen Namen.

Gleich hinter dem Turm erstreckt sich die für den Autoverkehr gesperrte Leoforos Megalou Alexandrou, was uns direkt zu Alexander dem Großen führt, dem hier mit einem Standbild gehuldigt wird. Er war von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod als Alexander III. König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes. Alexander dehnte ab 334 v. Chr. die Grenzen des Reiches, das sein Vater Philipp II. aus dem vormals eher unbedeutenden Kleinstaat Makedonien sowie mehreren griechischen Poleis errichtet hatte, durch den sogenannten Alexanderzug und die Eroberung des Achämenidenreichs bis an den indischen Subkontinent aus. Nach seinem Einmarsch in Ägypten wurde er dort als Pharao begrüßt.

Mit seinem Regierungsantritt begann das Zeitalter des Hellenismus, in dem sich die griechische Kultur über weite Teile der damals bekannten Welt ausbreitete. Die kulturellen Prägungen durch die Hellenisierung überstanden den politischen Zusammenbruch des Alexanderreichs und seiner Nachfolgestaaten und wirkten noch jahrhundertelang in Rom und Byzanz fort. Zahlreiche Stadtgründungen sollen auf ihn zurückgehen. An seinem Standbild gelang mir dieser Schnappschuss, eine der seltenen, fotografischen Sternstunden.

Zeit für einen Kaffee? Meine ich doch auch! Doch müssen wir uns noch etwas gedulden. Schließlich habe ich mir dafür einen ganz besonderen Ort ausgesucht.

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