Kretisches Kaffeetagebuch: Moni Arkadi

Über eine lauschige und vor allem kurvenreiche Straße erreichen wir das Psiloritis-Gebirge, auch als Idagebirge bekannt. Auf einem fruchtbaren Plateau mit Olivenhainen, Weinbergen, Pinien, Zypressen und Eichen liegt das Kloster Moni Arkadi, ein nationales Heiligtum Kretas. Um das Kloster herum gibt es mehrere malerische Kapellen und von dort aus beginnt die wunderschöne Arkadi-Schlucht.

Hier erlaube ich mir einen tieferen Einblick in die Geschichte der Insel. Widerstand war nämlich schon immer ein Markenzeichen der Kreter, egal ob gegen Venedig – auch diese Zeit wurde als Besatzung empfunden – gegen das Osmanische Reich oder im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen. Und Klöster waren schon seit jeher Keimzellen des Widerstandes.

Über den Ursprung des Klosters herrscht Uneinigkeit. Der Überlieferung nach wurde das Kloster Arkadi vom Byzantinischen Kaiser Arcadius im 5. Jahrhundert erbaut. Wissenschaftler gehen jedoch eher von einer späteren Gründung durch einen gleichnamigen Mönch aus. Der Name des Klosters ist durch eine Inschrift mindestens für das 14. Jahrhundert belegt.

Die zweischiffige, Renaissance-Elemente aufweisende Basilika wurde 1587 zur Zeit der venezianischen Herrschaft über Kreta errichtet und ist der Wiederaufbau einer früheren Kirche. Bis in das 17. Jahrhundert erlebte das Kloster seine geistige und kulturelle Blütezeit. Der Bau spiegelt durch verschiedene architektonische Elemente, wie die gotischen Gewölbe und Obelisken, die Blumendekore aus der Renaissance und die Barock-Schnecken, die Epoche venezianischer Blütezeit auf Kreta wider. Arkadi war bis ins 17. Jahrhundert hinein ein geistiges und kulturelles Zentrum.

Nachdem 1669 Kreta vollständig durch das Osmanische Reich erobert worden war, wurde das Läuten von Glocken in allen Kirchen und Klöstern verboten und das Kloster geplündert. Die Mönche erreichten jedoch nachdem sie mit Geschenken den Pascha überredet hatten die Erlaubnis, nach Arkadi zurückzukehren, und das Recht, wieder die Glocke zu läuten. Daher der türkische Name des Klosters „Tsanli Manastir“, das begünstigte Kloster. Arkadi wurde erneuert und die zerstörte Einfriedung wieder aufgebaut.

Zum Freiheitssymbol wurde das Kloster endgültig in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1866. Nachdem 1830 einem Teil des heutigen Staatsgebietes Griechenlands die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich zugesprochen worden war, verstärkte sich auf Kreta der Widerstand gegen die als Besatzung empfundene osmanische Herrschaft. 1866 wurde im Kloster Arkadi ein Revolutionskomitee unter dem Vorsitz des Abtes Gabriel Marinakis gebildet. Der vom Festland entsandte Kommandant des Aufstandes, General Panos Koronaios, hielt das Kloster für militärisch nicht haltbar und verließ es mit seinen Truppen, ließ aber einen Leutnant zurück, der das Kommando übernahm.

In besagter Nacht griff ein osmanisches Heer mit 15.000 Mann das Kloster an, in dem sich 964 Menschen, darunter 325 kampftaugliche Männer, aufhielten. Nach zwei Tagen des aussichtslosen Widerstandes entschieden die Belagerten, dem Gegner nicht lebend in die Hände fallen zu wollen. Als sich der Kampf am 9. November in den Innenhof des Klosters verlagert hatte, zogen sich die meisten der noch Lebenden, einschließlich der Frauen und Kinder, in das Pulvermagazin zurück, das von einem der Kämpfer gesprengt wurde. Bei der heftigen Explosion kamen bis auf ein überlebendes Mädchen alle darin befindlichen Personen und Dutzende eindringende türkische Soldaten ums Leben. 114 Verteidiger gerieten in Gefangenschaft. Es sollen bei der Belagerung des Klosters Arkadi 1500 Angreifer gestorben sein.

Ganz vergebens war das Opfer nicht: die Umstände des Falls des Klosters erregten international Aufsehen und förderte die Solidarität mit den unterdrückten Kretern. Die mussten sich jedoch noch für 30 Jahre gedulden. Erst 1897 wurde Kreta de facto unabhängig, 1913 erfolgte die Vereinigung mit Griechenland. 1937 wurde in der Ostmauer des Klosters eine Steinplatte mit einer Inschrift zum Gedenken an die Ereignisse von 1866 angebracht. Die Platte ist heute im teilweise wieder errichteten Pulvermagazin aufgestellt. „Diese Flamme, die in dieser Krypta entfacht wurde und das ruhmreiche Kreta von einem Ende zum anderen erleuchtete, war eine Flamme Gottes, in der die Kreter für die Freiheit verbrannten.“

Wir jedenfalls hatten das Kloster fast für uns. So können wir ungestört durch alle zugänglichen Räume wandeln. Ein beeindruckender und spiritueller Bau, der seine ganz eigene Würde ausstrahlt. Trotzdem dürstet uns nach so viel Geschichte auch nach Kaffee. Den nehmen wir schräg gegenüber vom Kloster mit Blick in die Arkadi-Schlucht ein. Warum ich das nicht fotografiert habe, ist mir heute ein Rätsel. Dann halt ohne Kaffee-Bild zum Abschluss.

Quellen: Wikipedia, kreta.com, cretabeaches.com,

15 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: Moni Arkadi

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..