Athener Kaffee-Tagebuch: Thessaloniki – Kapani Market

Wie anders ist doch Thessaloniki als Athen! Wo die Hauptstadt eng ist, bietet Thessaloniki Platz, wo Athen mondän ist, bleibt es hier provinziell. Trotzdem ist „Saloniki“ mit rund 326.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Griechenlands, Hauptstadt der Verwaltungsregion Zentralmakedonien und wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der gesamten griechischen Region Makedonien. 

Mit dem Zug bin ich gerade aus Athen angekommen. Bis zu meinem Hotel sind es nur wenige Schritte, während derer ich die Atmosphäre hier auf mich wirken lasse. Ja, es ist eine griechische Großstadt und doch könnten die Unterschiede zu Athen nicht größer sein. Fast, als wäre die Zeit hier vor ein paar Jahren stehen geblieben. Und wo die Athener Altstadt verfällt, da wurde sie hier im Nordosten hergerichtet und wohnlich gemacht.

So liegt mein Hotel auch in einem Viertel mit vielen Bauten aus der Gründerzeit, wie sie auch in Rom, Paris oder im Münchner Haidhausen stehen könnten. Doch halte ich mich jetzt nicht lange auf. Ich checke ein, bringe mein Gepäck aufs Zimmer und mache mich auf den Weg ins Zentrum.

Doch bevor ich mich um die Sehenswürdigkeiten schere, brauche ich erst einmal einen gepflegten Kaffee. Dafür habe ich mir den Kapani Market ausgesucht, oder, wie er hier häufig genannt wird, die Agora Vlali, der größte und beliebteste Markt der Stadt. Der Kapani-Markt ist chaotisch und eindrucksvoll und widersetzt sich den Veränderungen, die die globale Fast-Food-Kultur in die Stadt bringt.

Tag für Tag versorgt er die Bewohner der Stadt mit einfachen, aber authentischen und frischen Lebensmitteln. Einst galt Thessaloniki als das „Jerusalem des Balkans“, und so mischen sich auf dem Kapani die kulinarischen Traditionen des Balkans mit griechischen, sephardischen und türkischen Einflüssen. Das Ergebnis ist eine reiche kulinarische Tradition.

Das Wort Kapani ist vom Ursprung her türkisch und bedeutet so viel wie Mehlmarkt. Die große Vielfalt an Waren, wie Oliven aus Chalkidiki, Volos, Thassos und anderen Teilen des Landes, Fleisch von Bauern aus der UmgebungFisch von der KüsteGewürze aus allen Regionen Griechenlands und der Welt, Reisewaren, Hauswaren, Kleidungsstücke, Schuhe, Küchengeräte, Souvenirs, Backwaren und Süßigkeíten.

Die angemessenen Preise und seine günstige Lage im Stadtzentrum sind der Grund, warum sich in Kapani rund um die Uhr so viele Menschen drängen. Es ist wirklich die beste Möglichkeit, sich mit den Einheimischen einzumischen und die Impulse der Stadt zu fühlen!

Für das Auge des deutschen Konsumenten ungewohnt die halben Tiere in den Auslagen der Metzger und die Fische, die aussehen als seien sie eben erst aus dem Meer geborgen worden. Doch auch bei Früchten und Gemüse ist die Auswahl groß und vielfältig. Und die Preise sind meist günstiger als für vergleichbare Waren im Supermarkt.

Auch diese Markt lebt von bunten Farben und zahlreichen Gerüchen, begleitet von der Kakophonie der Marktschreier, die ihre Waren anpreisen. Dazwischen duftet es nach gebratenem Fleisch oder gegrilltem Fisch, frisch zubereitet in einer der Tavernen im Markt. Auch hier kann man sich einen Fisch im Markt kaufen und beim Koch seines Vertrauens garen lassen. Frischer geht es nicht.

Ich lasse mich durch den Markt treiben, kaufe hier etwas Feta, dort eine grobe, geräucherte Wurst, am Obststand zwei Reben mit saftigen, süßen Weintrauben und zuletzt noch einige Oliven. Direkt neben dem Olivenstand finde ich ein Café und lasse mich nieder. Denn bevor ich mir den geeigneten Ort für meine eben zusammengekaufte Vesper suche, brauche ich erst einmal einen griechischen Kaffee, herb und gleichzeitig süß.

Hier kann ich das Marktleben an mir vorbeiziehen lassen. Direkt angrenzend eine Art Antiquitäten und Trödelmarkt, weshalb es nicht ungewöhnlich ist, wenn jemand mit einer Ikone oder einem Stuhl vorbeikommt. Der Kaffee kommt schnell und heiß. Ich warte noch einen Augenblick, bis er etwas abgekühlt ist und sich der Satz am Boden abgesetzt hat. Dann trinke ich ihn in kleinen Schlucken, immer im Wechsel mit etwas kühlem Wasser. Und so gestärkt kann ich mich aufmachen um die Stadt zu erkunden.

3 Gedanken zu “Athener Kaffee-Tagebuch: Thessaloniki – Kapani Market

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