Kretisches Kaffeetagebuch: Kostas‘ Planung und Fort Izzeddin

Fangen wir heute mal mit dem an, mit dem meine Geschichten sonst enden: Kaffee! Wir verließen also morgens relativ zackig unser schönes Quartier in der Altstadt von Chania und machten uns auf den Weg. Ein Programmpunkt – die Agora – entfiel sogleich, da der schöne und historische Markt wegen Grundsanierung geschlossen war. Das brachte natürlich ein Problem mit sich: wo bleibt der Kaffee? Und gibt es dafür einen Haken?

Also hielten wir kurzerhand an einem beliebigen Straßencafé an. Es stellte sich als eine Mischung aus Café, Kiosk und Gemischtwarenladen heraus. Das machte aber nichts, denn die Kaffeemaschine war vielversprechend und eine geringe Zahl von Croissants und Sandwiches komplettierte das Angebot. Für unser Frühstück hat es jedenfalls gereicht und wir konnten uns stärken und um die Tagesplanung kümmern.

Dazu gab es für jeden Tag eine vorbereitete Seite mit Reisezielen und diverse Möglichkeiten der Bewertung. Son konnten bis zu fünf Sterne für jeden Tag vergeben werden. Außerdem war noch Platz für die zugeführten Speisen und die schönsten Erlebnisse. Alles zusammen bot die Grundlage für den abendlichen Eintrag ins Tagebuch und Martins Reiseblog. Dieses System hatte sich schon auf früheren Griechenland-Reisen bewehrt. Nennen wir es also getrost mal eine Reiseplanung a la Kostas. Erreichte Ziele konnte man also im wahrsten Sinne des Wortes abhaken. Aus dieser Tätigkeit entwickelte sich im Lauf der Reise eine komplexes Regelwerk, dass ich hier in der von Martin dokumentierten und regelmäßig ergänzten Version wiedergebe:

Die 11 Kostas-Rallye-Regeln

  1. Ein Haken ist gleichwertig einem kleinen Bier.
  2. Drei Haken bzw. drei kleine Biere können gegen ein Glas Wein getauscht werden.
  3. Während des Tages neu entdeckte und dokumentierte sowie abgehakte Ziele sind zwei kleine Biere wert.
  4. Die Haken verfallen um Mitternacht.
  5. Im Zweifel, ob ein Ziel besucht wurde, gilt: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Haken“.
  6. Raki zählt nicht, da er in den Restaurants in großen Mengen umsonst gereicht wird.
  7. Der Test am Ende der Reise umfasst alle Ziele. Alle, Herr Lehrer? Ja, alle!
  8. Heute fiel uns auf, dass es auf Kostas Zettel neun Ziele aber 10 Kästchen für Haken gibt. Also Regel Nummer 8: Sehe neun und trink zehn.
  9. Schafe links und rechts des Weges müssen rechtzeitig angesagt werden. Um die Fahrerin/den Fahrer nicht zu verwirren muss die Ansage mit „Schaf“ beginnen und keinesfalls mit „rechts“ oder „links“. Wer Schafe übersieht bekommt einen Haken abgezogen. Wer ein Schaf mit einem anderen Tier verwechselt bekommt einen Haken abgezogen. Wer ein Schaf mit einer Ziege verwechselt bekommt zwei Haken abgezogen. Wer ein Schaf mit einer Amphore verwechselt muss aus dem Auto aussteigen und einen Tag aussetzen. Regel Nummer 9 gilt nicht für die Fahrerin/den Fahrer.
  10. Vier Haken bzw. vier kleine Biere können gegen ein Glas Wein ähnlich einem moussierenden Burgunder getauscht werden.
  11. Ziele, die wir nicht gesehen haben, und von denen Kostas uns erzählt, gelten als „Virtual Reality“ und sind einen Haken wert. Ziele, von denen Kostas erzählt, die wir aber gesehen haben, geben keinen zusätzlichen Haken.

Alles klar? Also machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel, der Fort Izzeddin. Die Izzeddin-Festung ist eine osmanische Festung in der Souda-Bucht auf Kreta, in der Nähe des Dorfes Kalami, die vor allem für ihre Rolle als Gefängnis für politische Gefangene im Griechenland des 20. Jahrhunderts bekannt ist. Erbaut wurde es bereits um 1860 von den Türken in strategisch günstiger Lage auf einer Anhöhe nordöstlich über dem antiken Aptera.

Das von Zinnen bekrönt und mit runden Ecktürmen verstärkte Kastell erlaubt von seinen Wehrgängen einen weiten Blick von der oft schneebedeckten Bergkette Lefka Ori im Süden bis zur Halbinsel Akrotiri im Norden. Wie auf dem Präsentierteller liegen im Blau der Bucht auf die drei Inseln von Souda, deren größte noch die Ruinen eines venezianischen Forts beheimatet, das bis 1715 erfolgreich verteidigt wurde, während die Hauptinsel Kreta bereits 46 Jahre früher an die Osmanen fiel.

Diesen Blick hat man, beziehungsweise hätte man, wenn man denn ins Kastell hinein käme. Das blieb uns verwehrt. Über einen womöglich nicht für Besucher vorgesehenen Weg konnte man zumindest einen Turm erklimmen und einen Blick hinein wagen. Damit kam sofort die Regel Nummer fünft zum tragen: Hauptsache Haken! Und so konnten wir uns wohlgemut wieder auf den Weg machen.

Um die Frage vom Anfang zu beantworten: natürlich gab es auch für die Agora von Chania einen Haken (siehe Regel 5!).

Quellen: Wikipedia, ADAC-Reiseführer Kreta, Martins Blog GlobeTrottel.

11 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: Kostas‘ Planung und Fort Izzeddin

  1. Kann man da am Ende die Regel-Maxime „Hauptsache Haken!“ überhaupt noch deutlich aussprechen? oder klingt das eher wie „Hups, Raki“?
    Beim Anblick des Bechers mit dem Croissant dachte ich erst, es wäre nicht meins, aber beim Lesen und dem Foto von dem kleinen Laden habe ich sofort mein Vorurteil korrigiert: Das wäre absolut etwas, das ich sehr mögen würde. Ich liebe solche Läden und ihre Atmosphäre.

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    1. Kostas und nüchtern? Der ist doch Grieche! (politisch unkorrekt, ich weiß, aber ich konnte mir das nicht verkneifen. Tatsächlich haben wir weit weniger getrunken, als unsere Hakenstatistik zugelassen hätte. Zumindest meistens.)

      Gefällt 1 Person

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