Kretisches Kaffeetagebuch: ein besonderer Abend in Iraklio

Einen Haken, den wir uns nicht verdient haben: Eleutherna! Sicher eine besuchenswerte Ausgrabungsstätte. Gegründet haben diese Stadt der Sage nach die Kureten – wir werden ihnen noch begegnen. Doch wir hatten Rethymno am Vormittag, eine längere Autofahrt vor und hinter uns und haben gerade das weihevolle Kloster Moni Arkadi besucht. So fuhren wir nur durch das gleichnamige Dorf durch und hielten weiter auf Iraklio zu. Selbiges erreichten wir am späten Nachmittag. Unser Quartier lag oberhalb der Stadt, so dass wir den Blick über Iraklio genießen konnten.

Gebucht hatten wir über Booking.com. Wir bekamen einen Code für den Schlüsselsafe und eine Beschreibung, wie wir unsere Bleibe für zwei Tage finden sollten. Doch damit hatten wir ein Problem. Die Beschreibung begann mit einem Carport. Nur welcher? Wir suchten gut eine Stunde und erkannten dabei, dass viele der Wohnungen im Viertel über Booking oder Airbnb vermittelt werden. Nicht ohne Stolz verrate ich, dass ich letztlich den rettenden Schlüsselsafe fand. Belohnt wurden wir mit einer luxuriösen Wohnung mit zwei Bade- und drei Schlafzimmern.

Es hungerte und dürstete uns. Groß auf die Suche wollten wir uns nicht machen und suchten daher eine einfache Taverne mit guten Bewertungen und vor allem fußläufig zu erreichen. Wir trafen gegen 20:00 Uhr ein und der Daskalakis-Grill war gesteckt voll. Genauer gesagt waren wir in einer Mezedopoleío gelandet, einer Taverne, in der es kleine, einfache Gerichte und Vorspeisen gibt. Ohne es auf Anhieb zu bemerken, waren wir mehr oder weniger in eine Geburtstagsfeier hineingeraten. Nun gehören wir weder zu den Gratulanten, noch zu den Stammgästen. Es reichte ein kurzes OK vom Geburtstagskind und wir durften bleiben.

Das Essen war lecker und gute, bodenständige, kretische Küche. Doch das war nicht die Hauptsache. Natürlich fiel uns ein Keyboard auf und wir dachten es wird zum Ostermontag ein wenig Musik geben, dann traf noch ein Bouzouki-Spieler ein und schließlich, wir hatten unser leckeres Essen mittels Ankreuz-Zettel bestellt und auch bereits verspeist, legte das Trio mit Sänger und später Sängerin los. Schnell bemerkten wir, das waren keine Hobbymusiker, die man für Partys anheuern kann, das waren alles Profis. Als schließlich noch ein älterer Herr zum Mikrofon griff, der griechische Schlager interpretierte, als hätte er die mindestens letzten vierzig Jahre auf den Bühnen dieser Welt nichts anderes gemacht, war der Fall klar.

Und schließlich gab auch das Geburtstagskind, eine Sangeskünstlerin um die vierzig, einige Lieder zum Besten – natürlich zu 100% professionell. Nachdem uns die Sängerin auch noch persönlich begrüßte, gehörten wir endgültig mit dazu und durften so dieses Gratiskonzert miterleben – einer der einprägsamsten Momente unserer Reise, der uns bestimmt unvergessen bleiben wird. Jetzt aber ruft das liebevoll vorbereitete Bett und morgen haben wir ja noch Iraklio vor uns. Doch davon erzähle ich Euch beim nächsten Mal, wenn wir wieder gemeinsam im kretischen Kaffeetagebuch blättern.

Daskalakis Grill, Kondilaki 25, Iraklio, Kreta, Griechenland; Öffnungszeiten: täglich 08:30 – 01:00 Uhr.

9 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: ein besonderer Abend in Iraklio

  1. Manchmal ist einem das Schicksal hold und man ist zu richtigen Zeit am richtigen Ort. Und erlebt einen wunderbaren Tag oder, in deinem Fall, einen wunderbaren Abend, der so schnell nicht vergessen wird. War die Sängerin eine lokale Berühmtheit?

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    1. Wir gehen davon aus. Gefragt haben wir nicht, schließlich platzten wir ja sozusagen in ihre Geburtstagsfeier rein. So wie die aufgetreten sind waren das alles Profis mit zum Teil langjähriger Bühnenerfahrung. Vielleicht erkennt sie ja jemand durch diesen Beitrag?

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