Kretisches Kaffeetagebuch: Iraklio III – der Hafen

Der Hafen von Heraklion besteht aus zwei Bereichen: dem antiken venezianischen Hafen und dem modernen Verkehrshafen mit vielen Fährbooten, Restaurants, Geschäften und Informationsständen. Er ist der wichtigste Hafen von Kreta und bietet die besten Fährverbindungen zu den anderen griechischen Inseln. Doch wir wenden uns heute mehr dem alten venezianischen Hafen zu.

Auf unserer Reise ist das nach Chania und Rethymno bereits der dritte venezianische Hafen. Unwillkürlich beginnt man da zu vergleichen. Zwar springen einem die beeindruckende Festung Koules und auch die venezianischen Arsenale ins Auge, allerdings bestimmen heute schmucklose und moderne Gebäude das Bild. Deshalb wirkt das gesamte Ensemble in sich weniger geschlossen, als die beiden anderen Häfen.

Allerdings ist Deutschland nicht gerade unschuldig daran: am 14. Mai 1941 wurde Iraklio von der deutschen Wehrmacht zur Vorbereitung des Unternehmens „Merkur“ bombardiert und schwer zerstört. Der schöne Hafen erlitt jedoch durch den Modernisierungsverlauf des 20. Jahrhunderts große zerstörerische Veränderungen, um von der Seestraße und dem neuen Hafen Platz zu machen. Die meisten Werften, der kleine Koules und das Tor der Mole wurden abgerissen. Der Wiederaufbau der inzwischen ins Umland wuchernden Stadt fand weitgehend planlos statt und war durch eine enorme Zunahme der Einwohnerzahl, wilde Bautätigkeit und Bodenspekulation gekennzeichnet.

Trotzdem hat der Hafen seinen Charme. Hier schaukeln farbenprächtige Fischerboote vor jahrhundertealten venezianischen Bauwerken im kristallklaren Wasser. Die ersten großen Hafenkonstruktionen wurden von den Arabern im 9. – 10. Jahrhundert durchgeführt. Während der venezianischen Ära wandelte sich der Hafen von Candia zum bedeutendsten Hafen im östlichen Mittelmeer, militärisch wie wirtschaftlich.

Im 17. Jahrhundert konnte der Hafen 50 Galeeren anlegen, und vor allem während des Krieges gegen die Türken wurde der Eingang jeden Abend durch eine riesige Metallkette blockiert. Die Venetianer exportierten nach Europa Wein, Salz, Honig, Käse, Bienenwachs, Seide, Rosinen, Baumwolle und Olivenöl. Während der osmanischen Zeit behielten die Türken den Gebrauch dieses sehr wichtigen Hafens bei.

Wir schlendern entlang der 400 Jahre alten Festungsmauer, die den Hafen schützte, über den Pier, an dem pitureske Fischerbote festgemacht haben, hinaus zum „großen Koules“. Die imposante mittelalterliche Festung steht noch am Anfang des westlichen Wellenbrechers des Hafens von Heraklion. Sie wurde an der Stelle, wo ein runder byzantinischer Wachturm stand, errichtet. Der venezianische Name ist Rocca al Mare – Festung des Meeres. Der Name Koules stammt aus türkischer Zeit. Er bedeutet Festung.

Die Festung musste sowohl starken Meereswellen als auch Angriffen der Feinde widerstehen, vor allem nachdem das Schießpulver und die Kanonen erfunden wurden. Deshalb sind die Außenmauern beinahe 9 Meter stark, während die Innenmauern eine Stärke von etwa 3 Metern erreichen. Die Festung wurde als ein zweistöckiges Gebäude entworfen, wobei man den ersten Stock für die Unterbringung von den Offizieren benutzte und das Erdgeschoss meistens als Lagerplatz für Essen, Munition oder Süßwasser diente. In der Zeit der türkischen Besetzung befand sich im Erdgeschoss auch ein Gefängnis, dass angeblich sehr grausam war.

Als Signatur der Republik Venedig hängt über den beiden Eingängen der Festung jeweils ein Relief des geflügelten Markuslöwen. Doch das Tor war an diesem Tag geschlossen und so entfiel ein Besuch des Gemäuers. Von hier aus hat man aber den schönsten Blick auf den Hafen. Da fallen einem gleich die hohen venezianischen Bögen der Arsenale ins Auge.

Für heute haben wir genug erlebt und so beschließen wir unseren Tag im Restaurant Athali (nachdem die ursprünglich eingeplante Taverne Peskevi zu voll war und wir nicht reserviert hatten), ein hübsches, helles Restaurant mit Grill und einem lichten Wintergarten, wo wir wieder ganz ausgezeichnet essen: Athali-Salat, Gardoumia – Lammbauch mit Innereien in Ei-Zitronen-Sauce – Ziegen-Eintopf mit Marouva-Wein, und Lamm-Souvlaki.

Nun machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem Quartier. Dabei bewundern wir die Altstadt bei Nacht und hell erleuchtete Stadtmauer von Iraklio. Morgen wollen wir uns früh auf den Weg machen. Wohin? Davon erzähle ich Euch bald.

PS: Was wurde aus dem Stier, wegen dem Herakles nach Kreta gekommen war? Mit der Erlaubnis des König Minos besiegte der Held den Stier und brachte ihn zu Eurystheos nach Mykene, indem er auf dem gebändigten Stier reitend durchs Mittelmeer zog. Eurystheos aber ließ den Stier frei, woraufhin das Tier Sparta und Arkadien verwüstete. Der Stier überquerte schließlich den Isthmos und gelangte nach Marathon, wo er beträchtliche Schäden anrichtete. Theseus, von Aigeus gegen den Stier ausgesandt, bezwang diesen schließlich und führte ihn nach Athen, wo ihn Aigeus dem Apollon opferte.

Athali Cretan Cuisine, Kidonias 15, Iraklio, Kreta, Griechenland; Öffnungszeiten: täglich außer Mittwoch 13:00 – 00:00 Uhr.

Quellen: Wikipedia, cretanbeaches.com, Expedia, kalimera-griechenland.eu.

3 Gedanken zu “Kretisches Kaffeetagebuch: Iraklio III – der Hafen

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..