Kretisches Kaffeetagebuch: das Knossosland des Arthur Evans III – Ausgrabung und Restauration

Um Haaresbreite wäre es nicht Arthur Evans gewesen, der Knossos ausgegraben hat, sondern der Mecklenburger Kaufmann und Troja-Entdecker Heinrich Schliemann. Bereits vorher war bekannt, dass an diesem Ort der Palast von Knossos liegen müsste. Dem wohlhabenden kretischen Kaufmann, Juristen und Hobby-Archäologen Minos Kalokairinos gelang 1878 die Entdeckung Knossos‘. Er legte zwei Magazinräume mit Pithoi, große Vorratsgefäße des Altertums beispielsweise für Wein, Öl oder Getreide und Kultgegenständen frei. 1886 interessierte sich Schliemann zusammen mit dem Begründer des modernen Grabungswesens Wilhelm Dörpfeld für die Ausgrabungsstätte. Allerdings misslang der Erwerb des Grundstückes und beide konzentrierten sich auf Troja.

Acht Jahre später war der englische Museumsdirektor, Ethnologe und Zeitungskorrespondent Arthur Evans da erfolgreicher. Am 23. März 1900 begann Evans in Knossos mit systematischen Ausgrabungen, die bis 1914 andauerten. Nahezu gleichzeitig wurde in Phaistos, Kato Zakros, Palekastro, Gournia, Lato und der Zeus-Höhle Psichro mit Ausgrabungen begonnen. Arthur Evans verfügte über genügend Geld, um sich seinen Lebenstraum der Ausgrabung Knossos zu erfüllen. Da ihn die Überbauungen der mykenischen Zeit nicht weiter interessierten, wurden diese ohne Dokumentation abgetragen. Von Evans stammt auch die Bezeichnung der minoischen Kultur, abgeleitet von König Minos.

Evans’ eigenwillige Benennung von Räumen, wie dem Thronsaal, dem Badezimmer der Königin, der Karawanserei, dem Zollhaus und anderen, trug ihm viel Kritik der Archäologen ein. Hierin sehen viele Archäologen die Suggestion einer Befundsicherheit, die keineswegs existiert. Seine kühnen Rekonstruktionen sind höchst umstritten, da sie diese individuellen Interpretationen zementieren und weitere Forschung praktisch unmöglich machen.

In seinem Bemühen, die freigelegten und dadurch der schnellen Verwitterung zugänglichen Räume und Artefakte vor dem Verfall zu konservieren und dem Betrachter eine Vorstellung des denkbaren Aussehens des ehemaligen Palasts zu geben, setzte er den damals modernsten und langlebigsten Baustoff ein, Beton. Doch dieser ist viel schwerer als antike Gips- und Holzkonstruktionen und bedarf nach knapp hundert Jahren angesichts Tausender Touristen pro Tag laufender Restaurierung. Andererseits muss man Evans als Kind seiner Zeit ansehen, in der antike Ruinen im Geiste des Philhellenismus wiederhergestellt wurden.

Auch die Wirkungen von Emile Gilliéron, der gemeinsam mit seinem gleichnamigen Sohn eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung von Fresken und anderer Funden in Knossos für Arthur Evans arbeitete, sind -da künstlerisch sehr frei – möglicherweise als Fälschungen zu betrachten. So sind ausgerechnet die berühmtesten Fresken des Palastes, wie etwa die „Pariserin“ oder der „Lilienprinz“ unsachgemäße Rekonstruktionen bei größtmöglicher künstlerischer Freiheit. Genauer gesagt: Evans ließ die gefundenen Putzfragmente von den Ausgrabungszeichnern, den Gilliérons, möglichst spektakulär anordnen und die oft riesigen Zwischenräume nach Gutdünken ausfüllen.

Wie mit den Fresken, so verfuhr Evans auch mit den Gebäuden. Hier stand ihm der Architekt Piet de Jong zur Seite, dessen Gestaltung man bestenfalls als phantasievoll, keinesfalls aber als wissenschaftlich bezeichnen kann. Das Ergebnis ist eine Art Knossosland, mit einem Disney-Themenpark durchaus vergleichbar. Eines ist Evans aber dennoch gelungen: er hat ein lebendiges Bild von dem geschaffen, was dort vor über 2.500 Jahren ein mal so oder so ähnlich war. Passender wäre es gewesen, er hätte das Original erhalten und seine Interpretation vielleicht daneben aufgebaut. Trotzdem ist der Palast von Knossos ein „Must-See“ bei einem Kreta-Besuch. Denn kaum ein Ort auf der Insel verkörpert die Geschichte und den Geist der Insel, wie dieser Palast. Im wahrsten Sinn des Wortes sagenhaft.

Quellen: Wikipedia, Kurt Roeske „Kreta“, homersheimat.de.

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