Café Tomaselli in Salzburg

Die Kellner hasten nicht an den Tischen vorbei, sie schweben. Meist sind sie fast unsichtbar und lassen einen den ganzen Nachmittag ungestört mit einem kleinen Braunen und der Zeitung alleine – höchstens ein frisches Glas Wasser wird unerwartet auf dem Tisch abgestellt – sind aber sofort zur Stelle, wenn man die Zeitung ein wenig senkt um den Blick schweifen zu lassen um ihrer ansichtig zu werden. Eine Kuchenmamsell, meist eine  adrette Studentin im kleinen Schwarzen mit weißer Schürze, präsentiert auf ihrem Tablett all die Köstlichkeiten, die man sich nicht zu konsumieren vorher geschworen hatte – keine Chance. An kaum einen anderen Ort, wird Kaffeehauskultur so gelebt, wie im Café Tomaselli.

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Und an kaum einem Ort ist die Geschichte Salzburgs so lebendig, wie hier. Bevor es Tomaselli wurde war es Staiger. 1764 erwarb der erzbischöfliche Hofmeister Anton Staiger von Johann Fontaine die Rechte zum Kaffeeausschank, nachdem Fontaine im Jahr 1700 den ersten Ausschank in der Goldgasse eröffnet hatte. Staiger machte daraus ein Kaffeehaus für die feine Salzburger Gesellschaft, Mozart und Michael Haydn sollen hier ein und aus gegangen sein, und begründete damit das älteste noch betriebene Kaffeehaus in Österreich.

1852 verkaufte die Familie Staiger das Café an den Wiener Zuckerbäcker mit Mailänder Wurzeln Carl Tomaselli. Im Besitz der Familie ist das Kaffeehaus bis heute. Wieder gehörte Mozart zu den Stammgästen und Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt sollen hier am Kaffeehaustisch die Idee zu den Salzburger Festspielen gehabt haben.

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Vom Münchner Marienplatz aus gesehen ist das Tomaselli das von dort aus nächstgelegene echte Kaffeehaus, von Wien aus gesehen eine Hommage an die Kaffeehaustradition und eine Erinnerung daran, dass diese nicht von Wien allein beansprucht werden darf, auch, wenn sie als typisch Wienerisch gilt. Von Salzburg aus gesehen ist es ein willkommener, ja notwendiger Anachronismus, echt, authentisch und somit ein Bollwerk gegen die stetige Mozartisierung der Stadt. Und ganz bestimmt eines der schönsten Kaffeehäuser der Welt.

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Café Tomaselli, Alter Markt 9, Salzburg Altstadt, Öffnungszeiten: Montag – Samstag 07:00 – 19:00 Uhr, Sonntag ab 08:00 Uhr.

6 Gedanken zu “Café Tomaselli in Salzburg

    1. Der Kaffeeausschank hier existiert an diesem Platz schon seit dem Jahr 1700, seit 1764 als Kaffeehaus unter dem Namen Staiger. Da hatte Mozart noch 27 Jahre Gelegenheit um Stammgast zu sein.

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  1. … 1852 verkaufte die Familie Staiger das Café an den Wiener Zuckerbäcker mit Mailänder Wurzeln Carl Tomaselli. Im Besitz der Familie ist das Kaffeehaus bis heute. Wieder gehörte Mozart zu den Stammgästen und Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt sollen hier am Kaffeehaustisch die Idee zu den Salzburger Festspielen gehabt haben… Wörtliches Zitat aus deinem Text.
    … Wieder gehörte Mozart zu den Stammgästen… So wie du das in deinem Text schreibst, impliziert das für mich, dass der Meisterkomponist auch nach 1852 Stammgast gewesen sein soll.

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