Café Bazar in Salzburg

Die Geschichte der Salzburger Festspiele ist eng mit der Geschichte des Kaffeehauses Bazar verbunden. War es nicht nur Treffpunkt der Künstler der Stadt, es war auch das Stammcafé von Max Reinhardt, mit dessen Inszenierung des Jedermann auf dem Domplatz 1920 die Salzburger Festspiele ins Leben gerufen wurden – der Autor des Mysterienspieles, Hugo von Hofmannsthal, war übrigens auch Stammgast im Bazar. Dass die beiden die Idee dazu im Bazar hatten ist nicht belegt, aber nahe liegend.

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Doch das Gästebuch des Kaffeehauses im klassischen Wiener Stil gibt noch weit mehr her: Stefan Zweig, Arturo Toscanini, Theodor Herzl und Franz Lehár gehörten ebenso zu den gern gesehenen Gästen wie Greta Garbo, Marlene Dietrich, Romy Schneider, Oskar Werner, Maria Schell, Arthur Miller, Thomas Mann und Thomas Bernhard. Aus neuerer Zeit wären zu nennen Udo Jürgens, Iris Berben, Tobias Moretti und Klaus Maria Brandauer. Und noch einige mehr…

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1909 eröffnete ein Spross einer großen Salzburger Kaffeehaus-Dynastie Richard Tomaselli das Bazar. Das Bazargebäude selbst wurde in Salzburgs Gründerzeit 1881/82 nach Plänen von Valentin und Jakob Ceconi  erbaut. Seit 1883 ist ein Kaffeebetrieb unter wechselnder Leitung nachgewiesen. Richard Tomaselli versuchte sich bereits erfolgreich als Betreiber des bei Künstlern beliebten Café Central in der Schwarzstrasse Nr. 8, da abzusehen war, dass sein älterer Bruder Otto Tomaselli das Familien-Stammhaus erben würde. Am Tag, als Otto sein Erbe antrat eröffnete Richard das Bazar nach der Umgestaltung neu.

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Wie das Café Tomaselli als ältestes durchgehend betriebenes Kaffeehaus Österreichs eine Ikone des klassischen Kaffeehaus-Stiles ist, so bewahrt das Bazar den Wiener Kaffeehaus-Stil der Jahrhundertwende bis heute. Schon früh gerühmt wurde der Blick von der Terrasse an der Salzach über die Salzburger Altstadt. Der Anbau des verglasten Wintergartens – anstatt eines Schanigartens – geht auf Richard Tomasellis Tochter Vera zurück, die 1959 nach dem Tod des Vaters das Bazar übernahm und bis 2003 auch führte. Seit dem Tag führt die Familie Brandstätter, ebenfalls eine Salzburger Gastronomen-Familie, das Bazar in diesem Sinne weiter.

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Heute ist das Bazar immer noch ein Hort Wiener Kaffeehaus-Kultur. Schließt man die Augen, dann hört man genau das Hintergrundgeräusch eines gediegenen Kaffeehauses: eine Melange von gedämpften Stimmen, leises Geklapper von Geschirr, Löffel schlagen beim Umrühren an das Porzellan, was ein sanftes Klingeln beschert. Die hölzerne Vertäfelung ist ebenso unumgänglich, wie Kleider- und Zeitschriftenständer aus Messing. Fasst irritiert es, dass der Herr Ober die Bestellung auf einem kleinen Handcomputer notiert. Doch das scheint das einzige Zugeständnis an eine moderne, Digitale Welt zu sein. Mit einer gewissen Befriedigung habe ich in einem Reiseportal die Beschwerde eines Besuchers gelesen, der wegen seiner „Sportbekleidung“ – wahrscheinlich eher Boxershorts und Badeschlappen – des Cafés verwiesen wurde…

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Café Bazar, Schwarzstraße 3, Salzburg, Österreich, Öffnungszeiten: Montag – Samstag 07:30 – 19:30 Uhr, Sonn- und Feiertags 09:00 – 18:00 Uhr, während der Festspielzeit täglich 07:30 – 24-00 Uhr, keine Reservierungen, keine Kartenzahlung.

Quellen: Wikipedia, Webseite des Kaffeehauses, Salzburginfo.

2 Gedanken zu “Café Bazar in Salzburg

  1. In den 1980er Jahren war das Bazar auch bei Schulschwänzern sehr beliebt. Das kann mein Physiklehrer wahrscheinlich bezeugen, immer donnerstags hatte mein Bus vom Land in die Stadt leider Verspätung…😅🤷‍♀️

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