Athener Kaffee-Tagebuch: die Akropolis II.

Gestern habe ich Euch von den Propyläen und dem Athene-Nike-Tempel erzählt. Jetzt stehe ich vor den wichtigsten Tempeln des heiligen Bezirks. Direkt vor mir erhebt sich der Parthenon, der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos. Das Gebäude beherrscht als zentraler Bau seit fast 2.500 Jahren die Athener Akropolis. Er wurde zum Dank für die Rettung der Athener und Griechen durch die Göttin nach dem letzten Perserkrieg als dorischer Peripteros erbaut. Der Parthenon ist eines der berühmtesten noch existierenden Baudenkmäler des antiken Griechenlands und eines der bekanntesten Gebäude weltweit und gilt als Vorlage zahlloser weiterer, wie zum Beispiel der Walhalla bei Donaustauf.

Der Parthenon ersetzte einen älteren Tempel der Athena, den sogenannten Vorparthenon, der während der persischen Eroberung Athens im Jahr 480 v. Chr. zerstört worden war. Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde der Tempel in eine Kirche umgewandelt, die der Jungfrau Maria geweiht war. Unter den Osmanen zur Moschee umgestaltet, beherbergte der Parthenon im Krieg gegen Venedig ein Munitionslager. 1687 wurde dieses von einer Kugel getroffen, wodurch es explodierte und den Tempel stark beschädigte. Umfangreiche Teile seiner Baudekoration wurden 1801 von Lord Elgin entwendet, man könnte auch sagen geraubt, und nach London gebracht. Der Streit über die Rückgabe hält bis heute an.

Von dem Alten Athena-Tempel stehen nur noch die Grundmauern. Weit besser erhalten der Erechtheion. Das Erechtheion ist ein Tempel im ionischen Baustil auf der Akropolis in Athen, der etwa zwischen 420 und 406 v. Chr. erbaut wurde. Das Erechtheion steht dort, wo ursprünglich der Palast des mythischen Königs Erichthonios gewesen sein soll. Der Tempel fasste in einer komplexen architektonischen Gestalt mehrere alte Kulte für insgesamt 13 Gottheiten und Heroen zusammen. Eines der beliebtesten Fotomotive sind neben dem Parthenon wohl die Karyatiden, Säulen in der Gestalt von Frauen. Ähnlichkeiten mit dem Münchner Friedensengel sind wohl gewollt.

Außerdem umfasste der Bau die Erdspalte, in der eine der Athene heilige Schlange gelebt haben soll, den heiligen Ölbaum der Göttin, die Salzquelle, die Poseidon bei einem Wettstreit mit Athene entstehen ließ, und das Grab des mythischen Königs Kekrops I. Überliefert ist eine Sage, nach der Athene und der Meeresgott Poseidon mit einem Geschenk um die Gunst der Bewohner der damals noch namenlosen Stadt buhlten. Doch nur wer den Einwohnern das beste und nützlichste Geschenk machte, sollte von Zeus zum Namenspatron der Stadt erkoren werden.

Poseidon, der mächtige Gott der Meere, schenkte der trockenen Region einen Brunnen. Doch aus ihm floss nur Salzwasser. Athene aber, die Göttin der Weisheit, stieß ihre Lanze in den Boden und es wuchs ein Olivenbaum. Dieser spendete Nahrung, Olivenöl und Holz. Damit gewann sie das Duell und die Stadt Athen wurde nach ihr benannt. Jener Baum, so der Glaube, war der erste Olivenbaum der Welt. Von ihm sollen noch heute die ältesten Olivenbäume der Akropolis abstammen. Die Spalte, die Poseidon mit seinem Dreizack in den Felsen schlug, ist heute noch zu sehen. Homer schrieb, er habe Athenes Baum selbst gesehen. Der Olivenbaum, der heute seinen Platz einnimmt, ist hingegen ein erst zu unserer Zeit gepflanzter Nachfahre des Ur-Olivenbaums.

Zu bestaunen gibt es den phantastischen Blick über die Stadt. Entweder von vom „Bellavista“, einer Bastion am Südende des Plateaus…

… oder von den Propyläen, hier mit dem Agrippa-Monument im Blickfeld.

Nach der Tour über die Akropolis habe ich noch den Areopag erklommen. Hier Tagte schon seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert der oberste Rat der Stadt. Hier wurden wichtige Entscheidungen getroffen und Recht gesprochen. Nach der Mythologie wurde der oberste Rat Areopag gegründet, als Ares den Halirrhothios getötet hatte, der sich an Alkippe, der Tochter des Ares und der Aglauros, vergangen hatte. Ares wurde nun von Poseidon, dem Vater des Halirrhothios, angeklagt. Da es aber keine Zeugen gab und Alkippe wie Ares gleichlautende Aussagen machten, wurde er in dieser ersten Verhandlung eines Tötungsdeliktes freigesprochen. Die Geschichte beschreibt einen Meilenstein unserer Zivilisation: das Gesetz der Blutrache wurde durch Rechtsprechung ersetzt, die Wiege unserer Gesetze und der Justiz. Auch der Apostel Paulus soll auf diesem Hügel zu den Athenern gepredigt haben.

Weiter geht es für mich den Musenhügel hinauf. Der Musenhügel oder Philopapposhügel ist mit 147,4 m über Meer die höchste Erhebung im südlichen Teil Athens. Er liegt südwestlich der Akropolis und bildet mit der Pnyx und dem Nymphenhügel eine Hügelkette. In der Antike war er nach den Musen Musenhügel oder Museion genannt.Das Philopapposmonument ist zwar nach den Theatern und Tempeln eher eine Enttäuschung, dafür hat man einen tollen Blick, wahlweise bis nach Piräus oder auf die Akropolis.

Beim Abstieg vom Musenhügel entdeckte ich auf einem Felsen mehrere frischgeflochtene Kränze. Siegerkränze für die, die es bis hierher geschafft haben? Also für Leute wie mich? Ich denke ja! Und bekränze mich selbst. Tom, der siegreiche Erstürmer der Akropolis. Gesagt, getan. Das Ergebnis seht Ihr hier.

So, nun aber genug gelaufen. Auf dem Rückweg zur Stadt halte ich nach einem Café mit Blick auf die Akropolis und werde beim „Thissio View“ fündig. Was ich allerdings nicht wusste, dass ich hier auf eine Art Zeitverwerfung traf. Ich hatte noch gut 40 Minuten bis zum Sonnenuntergang und mein Kellner brauchte fast die gesamte Zeit um meine Bestellung aufzunehmen und auszuliefern. Am Nebentisch, der leider zu einem anderen Café gehörte, wurden die Gäste, die nach mir eintrafen bedient. Bestellung, Getränke, Vorspeise und Hauptgericht. Und ich hatte noch nicht einmal meinen simplen Cappuccino Freddo. Er hat es gerade noch vor der Dunkelheit geschafft. Und ich bekam mein Foto für Insta…

Quellen: Wikipedia, gruma.de, griechenland.de, skarvelisoil.com, akropolis-tickets.com, weltkulturerbe.com.

3 Gedanken zu “Athener Kaffee-Tagebuch: die Akropolis II.

  1. Ja so Griechenland tut mir jetzt auch gut gefallen. Ein wenig mehr wärmer als hier, nette Landschaft und Kultur, da machst´e nix verkehrt.
    Aber wie das Leben nun mal so ist, 05:14Uhr, der Espresso doppio ist ausgetrunken, so langsam sollte es mich raus ziehen…

    Gefällt 1 Person

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