Der Rückweg beginnt am Ende der Welt. Obwohl erst früher Nachmittag geht es zügig wieder zurück. In die Dunkelheit möchte ich nämlich keinesfalls kommen. So lasse ich auch Psili Amos, Kambos und Ormos Marathokambou mehr oder weniger rechts liegen. Erst an der Kreuzung bei Koumeika halte ich kurz an.

Zur Erinnerung: ich verbringe meinen Urlaub auf der griechischen Insel Samos. Meine heutige Tour hat mich über Koumaradei, Pirgos und Marathokambos bis nach Limonias und dort zur Taverne „am Ende der Welt“ geführt. Vor 30 Jahren war ich schon einmal auf Samos. Damals auf dem Zweirad noch unerfahren war ich in dieser Gegend mit Weib und Kind in die Dunkelheit geraten. Daraus resultierte eine kalte und abenteuerliche Rückfahrt auf der damals noch nicht ausgebauten Straße.

Inzwischen hat sich einiges Verändert. Ich habe an Fahrpraxis deutlich gewonnen und die Straße ist heute in einem besseren Zustand. Zumindest die Hauptstrecke. Deshalb kann ich es mir auch leisten einen Abstecher nach Ormos Koumeika – besser bekannt als Balos Beach – zu wagen. Balos ist ein verträumtes kleines Stranddorf an der Südküste, von prächtiger Gebirgslandschaft umgeben und durch die abgeschiedene Lage vom Tourismus noch weitgehend verschont.

Das Dorf Koumeika liegt etwa zwei Kilometer weiter nördlich und wurde seinerzeit so angelegt, dass das Dorf von der Küste aus wegen der häufigen Überfälle durch Piraten nicht zu sehen war. Heute ist Ormos Koumeika eher unter dem Namen Balos bekannt und besitzt einen etwa 400 Meter langen Strand. Der Strand von Balos besteht hauptsächlich aus dicken Kieselsteinen- lediglich am östlichen Ende der Bucht ist in der Nähe einer Taverne ein Mix von Sand- und Kieselstrand zu finden.

Mich faszinierte dieses Verkehrsschild direkt an der Stelle, an der die Straße vom Berg auf die Uferstraße trifft. Es fordert mich unmissverständlich auf, entweder nach rechts oder links zu fahren und nicht die kleine weiße Ufermauer zu durchbrechen und ins Meer zu fallen. Gutes Schild. Ich widerstehe der Versuchung hier auf den Sonnenuntergang zu warten. Vielleicht auch deshalb, weil die Tavernen geschlossen haben und ich keinen Kaffee bekomme.

Also zurück zur gut ausgebauten Hauptstraße. Der folge ich Richtung Osten bis Pirgos. In diesem kleinen Ort nehme ich aber die Abzeigung nach Spatharei. Schon die ersten Meter durch Pirgos belegen, dass ich ab hier auf keiner Hauptstraße mehr bin. Jetzt bei Tageslicht hat diese Strecke für mich deutliche Vorteile. Sie lässt mich noch einmal mein fahrerisches Können unter Beweis stellen, es wartet der eine oder andere phantastische Ausblich auf mich und es gibt so gut wie keinen Verkehr.

Das Dorf Spatharei liegt in einer der einsamsten Ecken der Insel Samos, an den westlichen Abhängen des Berges Bournias, auf einer Höhe von 580 Metern. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Nachbarinseln Fourni, Ikaria und die Inseln der Dodekanes. Heute leben hier und in der Unmittelbaren Umgebung nur noch knapp über 300 Menschen. Einhundert Jahre früher waren es noch 1.000 Einwohner mehr! Spatharei zählte zu den bedeutendsten Olivenproduzenten der Insel.

Das Gebiet bis zum Nachbardorf Skoureika und zur Küste war bis zu den Bränden im Sommer 1993 von Olivenkulturen geprägt. Durch ein weiteres Feuer im Juli 2000 wurden die Wälder um das Dorf sowie 95 % der Olivenbäume der Dorfbewohner zerstört. Von dem verheerenden Brand sieht man inzwischen nichts mehr, wenn sich auch die Baumbestände nur langsam erholen.

Und weiter geht es zur nächsten Aussicht und damit einem Ausblick auf die Zukunft. Vor mir liegt in der Nachmittagssonne die Insel Samiopoula, die ich am nächsten Tag besuchen werde. Wir haben uns einen Kaffee verdient? Richtig! Doch den gibt es nicht in Spatharei, sondern erst in Pagondas, doch dass erzähle ich Euch morgen!

Das vierte Foto von unten ist wunderschön!
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Danke für das Kompliment!
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Eine schöne ruhige Insel, danke für den Beitrag
LG Andrea
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Sehr gerne und danke für die Blumen!
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Wunderschön beschrieben, ich konnte die Inselstimmung praktisch spüren. Manche der Wege können schon sehr abenteuerlich sein, aber die Ausblicke, also die Bilder lassen es ja nur erahnen, aber es sieht traumhaft aus.
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Danke Dir. Ja, Samos hat seinen ganz eigenen Charme, vor allem dort, wo der Tourismus eher spärlich ist…
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