Warum in die Ferne schweifen? Lohnende Ziele finden sich oft um die Ecke! Terminbedingt war ich etwas spät dran mit meinem Ausflug, weshalb ich mich für ein Ziel mit kurzer Anreise entschied, nämlich für Bad Tölz, eine Kleinstadt nur etwa 50 Kilometer von München entfernt. Und so ging es kurzerhand vom Harras mit der Regionalbahn nach Süden.

Die Geschichte des Ortes holt einen schon am Bahnhof ein. Das Gebäude aus dem Jahr 1924 stammt vom Georg Buchner. Der auf Nutzbauten spezialisierte Architekt entwarf zum Beispiel das Postamt in der Fraunhoferstraße, das Rathaus von Dachau, das Thermalbad in Bad Füssing, die katholische Pfarrkirche Heilig Geist in Pullach oder das Kurhaus in Bad Wiessee. Der bekennende Katholik war aber auch glühender Nationalsozialist und entwarf Pläne im Ungeist der Zeit, zum Beispiel für eine überdimensionale Gauschulenburg in Starnberg oder eine monumentale Thingstätte auf der Theresienwiese, die aber nie verwirklicht wurden. Gebaut wurden allerdings die HJ-Heime in Berg und Miltenberg.

Halten wir uns nicht zu lange mit diesem unrühmlichen Kapitel auf. Bis in die letzten Kriegstage hinein leisteten SS-Divisionen – zumeist rekrutiert aus der hiesigen SS-Junkerschule und aus der HJ – erbitterten Widerstand gegen die heranrückenden Amerikaner. Der Versuch daraufhin Bad Tölz durch einen massierten Bomberangriff „wie Aschaffenburg“ in Schutt und Asche zu legen wurde in letzten Moment verhindert, zum einen durch schlechtes Wetter, zum anderen durch eine Intervention des gerade in Tölz kurenden Generalfeldmarschalls Gerd von Rundsted.

Die Waffen-SS zog ab, die Amerikaner ein und so die völlige Zerstörung vermieden. Noch heute spricht man hier vom „Wunder von Tölz“. Das führte dazu, dass der riesige Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Krallen hielt und seit 1934 an der Isarbrücke stand, nach dem Krieg eingeschmolzen und zum Dank in eine Marienstatue gegossen wurde, die heute den Brunnen in der unteren Marktstraße ziert.

Ob Tölz schon von Kelten in der Hallstadtzeit oder von Römern oder doch erst von Bajuwaren gegründet wurde, darüber streiten sich die Fachleute. Nachgewiesen ist eine Besiedelung ab etwa 550 und eine erste urkundliche Erwähnung als „Tolnze“ stammt aus dem Jahr 1155. War man relativ unbeschadet durch das Mittelalter gekommen, wurde Tölz im Dreißigjährigen Krieg von Schweden niedergebrannt. Mit den Franzosen und Österreichern hatte man da mehr Glück.

Der Aufschwung mit der Entdeckung von Jodquellen 1846 und dem damit verbundenen Kur- und Bäderbetrieb. 1874 wurde Tölz an das Bahnnetz angeschlossen, seit 1888 gab es Strom und 1899 wurde der Stadt der Titel „Bad“ verliehen. 1969 wurde Bad Tölz als Heilklimatischer Kurort und 2006 als Moorheilbad anerkannt. Mit dem Alpamare eröffnete 1970 in Tölz Europas erstes rein privat finanziertes und betriebenes Erlebnisbad. Die 1996 bis 2009 gesendete Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“ machte die Stadt vor allem außerhalb Bayerns sehr populär und beliebt. Ihr ist ein kleines Museum am Rand der Altstadt gewidmet.

Vom Bahnhof folge ich erst der Bahnhofstraße und dann der Salzstraße – ein Hinweis auf die Vergangenheit als Station entlang des Salz-Handelsweges – zur Marktstraße, dem Herzen von Bad Tölz. Dabei passiere ich den Nachbau des Khanturms. Der aus dem Jahr 1353 stammende Khanturm, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerke der Stadt, der den historischen Abschluss der Marktstraße gebildet hatte, wurde auf Beschluss des Stadtrats 1969 trotz Protesten dem wachsenden Autoverkehr geopfert. Anschließend entstand ein freier, dem historischen Original lediglich angenäherter und verbreiterter Neubau. Anstelle der gotischen Tordurchfahrt besitzt der von dem Architekten Hans Döllgast konzipierte neue Turm einen breiten, in Betonbauweise errichteten Flachbogen.

Erhalten hat sich hingegen die Marktstraße, ein Ensemble aus Bauten des Spätmittelalters und aus der Barockzeit. Berühmt sind die Fassadenmalereien, die sogenannte Lüftlmalerei. Hier gibt es viel zu bestaunen, wie etwa die alte Posthalterei von 1600 oder das Marienstift – und natürlich ein Restaurant oder Café nach dem anderen! Der lang gezogene Marktplatz führt mich aber stetig bergab zur Isar, die ich mittels Brücke überquere, toller Blick auf die Altstadt eingeschlossen.

Von der Höhe des Kalvarienberges wacht die Heilig-Kreuz-Kirche über Tölz, vom Altstadtufer grüßt der Tölzer Kurier und das Marienstift und auf dem anderen Isarufer warten Kaffee und Kuchen auf mich. Natürlich mit Blick auf die Isar und die Altstadt. Doch davon im nächsten Beitrag mehr!
Quelle: Wikipedia.
Den Rundgang durch Bad Tölz habe ich jetzt sehr genossen. Und so manch Interessantes dazu gelernt. Vielen Dank!
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Immer wieder gerne!
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