Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Ano Vathi

Jetzt haben wir noch ein kleines Highlight vor uns: Ano Vathi, das obere Vathi, auch Paleo Vathi genannt. Kommt man in Samos Stadt an, führt einen die Wegweisung nach Pythagorio zuerst über einen Kreisel und dann den Berg hinauf. Hat man den Kamm fast erreicht, führt eine unscheinbare Straße nach links in die Altstadt, die man zwar auch von der Meerseite erreichen könnte, nur wohl größtenteils zu Fuß.

An der Abzweigung steht eine windschiefe Sitzbank, die trotz ihres mitgenommenen Zustands zum Verweilen einlädt, hat man doch von hier oben einen außergewöhnlichen Blick auf die moderne Inselhauptstadt. Folgt man allerdings der Straße, dann richtet man den Blick in die Vergangenheit von Samos.

Vermutlich schon Mitte des 16. Jahrhunderts siedelten sich hier Menschen an. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gründeten Flüchtlinge vom Peloponnes auf den Ruinen einer antiken Siedlung im Bereich des heutigen Ortsteils Moraitochori den Ort. Aufgrund der Lage auf einem Sattel versteckt zwischen den Bergen Koutsomylos und Varela etwa 80 Meter über dem größten natürlichen Hafen der Insel war man vor Piratenüberfällen sicher.

Osmanische Aufzeichnungen jener Zeit führen die Ortsbezeichnung Ahirlasi. Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Vathy zu einem der größten Dörfer der Insel. Der Name des Stadtteils Chiotika lässt vermuten, dass sich auch Menschen von Chios ansiedelten. Der Hafen war zu dieser Zeit noch fast unbesiedelt. Die untere Stadt sollte sich erst später entwickeln.

Auf der ehemals landwirtschaftlich geprägten Vlamari-Hochebene östlich der Stadt war früher der Getreide- und Tabakanbau weit verbreitet. Heute wird lediglich um die Weiler Kamara und Agia Zoni der Anbau von Gemüse, Weintrauben und Oliven betrieben. Von einer Selbstversorgung ist man also weit entfernt, obwohl heute hier nur noch 1888 Menschen leben. In der modernen Unterstadt sind es über 6.000.

Bis heute konnte Ano Vathy seinen traditionellen Charakter bewahren. Kleine Straßen, Treppengassen, eng aneinander gebaute Häuser und kleine alte Kirchen prägen noch immer die alte Stadt. Lediglich die Gebäude der Schule und der Ortsverwaltung passen nicht zum einheitlichen Ortsbild. Und auch sonst macht man hier seinem Ruf als eine der ältesten noch bewohnten Siedlungen der Insel alle Ehre: die Kirche Ai Yiannakis stammt aus byzantinischer Zeit.

So geht es durch schmale Gassen, mal hügelan, mal hügelab, über Stufen und steile Wege. An den wenigen Orten, an denen es möglich ist, befinden sich kleine Plätze. Und wo man Bäume, Blumen oder Büsche anpflanzen konnte, hat man es getan. Obwohl viele der Pflanzen wohl nicht viel Licht abbekommen werden.

Trotz seiner Schlichtheit hat gerade dieses Dorf einen ganz besonderen Charme. Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben. Vom Lärm der neuen Stadt dringt nichts herauf nach Ano Vathi. Fast ist es, als wäre die Stadt verstummt. Nur ein paar Hunde verbellen mich, sonst herrscht Stille.

Ich mache eine große Runde durch das Dorf, vorbei an Wohnhäusern, Ruinen, Kirchen und Kapellen. Es geht hinunter, obwohl ich weiß, dass ich das alles wieder hinaufsteigen muss. Irgendwann verlangen die Abendteuer des Tages ihren Tribut und ich werde langsam müde. Jetzt noch einen Kaffee, dann sollte ich die Heimreise antreten.

Quelle: Wikipedia.

2 Gedanken zu “Samiotisches Kaffee-Tagebuch: Ano Vathi

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