9-Euro-Ticket-Tours: Ingolstadt Nord

Wer Ingolstadt nur mit Ölindustrie, Audi und dem Outlet in Verbindung bringt, der tut dieser Stadt bitter Unrecht. Tatsächlich weist die oberbayerische freie Kreisstadt an der Donau 582 Baudenkmäler verschiedener Epochen aus. Zu viel für einen Tag. Trotzdem versuche ich mir bei meinem Besuch im Rahmen der 9-Euro-Ticket-Tours einen Überblick zu verschaffen. Und den beginne ich in Ingolstadt Nord. Den Ausstiegsbahnhof habe ich nicht zufällig gewählt. Mein Plan ist es mich von Norden her der Altstadt zu nähern und diese dann gegen den Uhrzeigersinn zu durchqueren. Im Süden angekommen liegt der der Hauptbahnhof in erreichbarer Nähe, was die Rückfahrt erleichtert.

Und schon die ersten 400 Meter erweisen sich als eine Rückwärtsreise in der Zeit durch knappe 600 Jahre – also etwa 1 1/2 Jahre pro Schritt! Zeigt sich Ingolstadt an seinem Nordbahnhof doch betont von seiner modernsten Seite mit dem IN Tower als Blickfang. Hier haben neben einem der drei großen Busbahnhöfe der Stadt auch zahlreiche Firmen, Praxen und Büros niedergelassen.

Richtung Süden geht es dann die Rechbergstraße hinunter. Hier durchquere ich mit dem Begegnungspark mehr oder weniger geordnetes Grün. Der Hintergrund: die Festungsstadt wurde im 19. Jahrhundert durch sechs Kavaliere – Bastionen mit Geschützstellungen – gesichert. Vor den Stellungen lag das Glacis, eine bebauungsfreie Zone, die ein freies Schussfeld ermöglichen sollte, in dem man dem herannahenden Gegner keine Deckung anbot.

Am Ende des Begegnungspark begegne ich aber keinen Angreifern, sondern dem Kavalier Elbracht, errichtet zwischen 1839 und 1844. Die Kavaliere der Festung sind weitgehend identisch, in beiden Stockwerken standen eine größere Anzahl von Kanonen bereit um den Angreifer abzuwehren, wenn es diesem gelingen sollte den Hauptwall zu überwinden. Im Belagerungsfall konnte man dazu noch eine Batterie auf dem Dach aufstellen, welche über den Hauptwall hinweg schießen und damit den Gegner bereits im Vorfeld der Festung unter Feuer nehmen konnte. Heute geht es hier weniger militärisch zu. Wie viele der ehemaligen Festungsbauten nutzt man den Kavalier Elbracht heute zivil: er beherbergt neben dem städtischen Bauamt auch eine Schule mit heilpädagogischer Tagestätte.

Die weit größere Kasernen waren die beiden Friedenskasernen an der von der Geschützstellung gesicherten Esplanade. Der Name rührt davon her, dass die Bayerische Armee bemüht war in Friedenszeiten möglichst alle Soldaten in freistehenden Gebäuden unterzubringen. Dies geschah im Hinblick auf die Gesundheit der Wehrpflichtigen, nur im Belagerungsfall wäre der Umzug in die Kasematten der Festungsbauten unvermeidlich geworden. Dort wo heute der Zentrale Omnibusbahnhof steht war früher ein Exerzierplatz für Soldaten aus den beiden Kasernen. In jeder von ihnen fand ein Bataillon Infanterie Unterkunft Heute sind das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord und das Finanzamt die Nutzer, wodurch eine dauerhafte Erhaltung der bemerkenswerten Bauten gewährleistet ist.

Auch die Straße, der ich von der Esplanade zur Altstadt hin folge, trägt einen historischen, militärischen Namen: Proviantstraße. An der Kreuzung zum Unteren Graben erreiche ich den Eingang zur Altstadt. Dieses Tor trägt den fast schmucklosen Namen „Tor 25“. Nur ein Hinweis darauf, dass es früher sehr viele davon gegeben haben muss. Und schon bin ich im Mittelalter angelangt. Denn dieser Festungsring um die Altstadt besteht schon seit dem 14. Jahrhundert. Noch heute versucht der Denkmalschutz die Struktur und den Charakter des Mauerrings zu erhalten. Sprich: wer bauen will, muss „original“ bauen, wie wir an anderer Stelle noch sehen werden.

Quellen: Wikipedia, Festungsstadt Ingolstadt.

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