Auf dem Weg zurück von Posidonio musste ich noch einmal in Pythagório vorbei, hatte ich am Vortag bei einer überaus netten Ticketverkäuferin zwar meine Hinfahrt zum nächsten Reiseziel buchen können, die Rückfahrt war aber noch offen. Jetzt schien die Sonne aber noch so schön, was mich dazu verleitete noch kurz einige andere interessante Orte direkt in oder neben dem Ort zu besuchen.

Angefangen mit Doryssa, ein künstliches Dorf an der Stadtgrenze von Pythagório, dass zum einen ein Hotel- und Bungalow-Komplex ist, zum anderen aber auch eine Art Freilichtmuseum, in dem man sehen kann wie man bis in die 1960er Jahre hinein auf Samos lebte. Dazu gibt es eine nachgebaute Platia mit den Tavernen für die Gäste des Doryssa Seaside Ressort, aber auch eine Kirche und mehrere kleine Häuser, in die man sich natürlich einquartieren kann.

Tatsächlich geht das Museum – eine Art Heimatmuseum – auf die Initiative der Hotelbesitzer zurück, deren besonderes Anliegen es war historische Handwerksbetriebe vor dem Verlust zu bewahren. So gibt es neben dem Museum auch ein typisches samiotisches Bauernhaus, ein sogenanntes Monóspiti, zu bewundern. Außerdem ein Trockenraum für Tabakblätter, ein Lagerraum, ein Weinkeller mit Destille für den heimischen Tresterschnaps, eine Eisenschmiede, eine Sacknäherei, eine Töpferei und schließlich ein Steinbackofen. Eine Freiluft-Bäckerei steht zudem im Feriendorf.

Ein Stück auswärts liegt der Glyfada-See, ein künstlicher, mit einer Mauer eingefasster Süßwasser-See nahe dem Meer mit der Ruine einer Mühle. Den See umgibt ein Geheimnis, weiß man doch nicht, aus welcher Zeit er eigentlich stammt. Bei der Mühle tut man sich da leichter, denn die stammt aus dem 19. Jahrhundert. Lange ging man davon aus, dass der See zeitgleich angelegt wurde. Neuere Untersuchungen ergaben allerdings, dass die Einfassung viel älter sein muss. Womöglich eine weitere Hinterlassenschaft des Polykrates? Das lässt sich ebenso wenig belegen, wie die Frage beantworten, welchem Zweck er ursprünglich diente.

Ein Stück wieder Stadteinwärts steht dieses Teil. Ob es ein Rest der Stadtbefestigung ist oder zu der Ruine der frühchristlichen Basilika gehört, von der noch drei Bruchstücke, die Tria Dóndia, die „drei Zähne“, übrig sind, konnte ich nicht erfahren. Gleich daneben liegt ein Friedhof aus der geometrischen Periode, der heute aber ebenso wenig besucht werden kann, wie die umfangreichen Überreste der Römischen Thermen. Trotzdem ein interessanter Ort, hat man hier doch mehrere Zeitalter auf einen Blick: griechischer Friedhof, römische Thermen, frühchristliche Basilika und im Hintergrund der Festungsturm aus dem 19. Jahrhundert.

Gerade dieser Ort hat einen besonderen Zauber – und das obwohl die Zeugnisse aus der Vergangenheit nur sehr spärlich sind, oder gerade nicht zugänglich. Ein weiterer Grund, dieser Insel in naher Zukunft noch einen Besuch abzustatten, aber ich greife vor. Von hier aus kann man auch gut sehen, wie sich die Stadtmauer des Polykrates den Hügel hinauf erstreckte. Auch einen Wachturm kann man noch ausmachen. Über dieses Bauwerk, dass so beeindruckend gewesen sein muss, dass man mutmaßte, es seien nicht Menschen gewesen, die sie errichteten, sondern Zyklopen im Dienste des Tyrannen, wird auch noch zu berichten sein.

Für heute reicht es, habe ich doch jede Menge gesehen. Doch eines gönne ich mir noch in der Abendsonne. Doch das erzähle ich im nächsten Beitrag.
Quellen: Wikipedia, „Samos“, Dumont direkt.