Griechische Kaffee-Erinnerung: Mykonos

Nachdem der Vorjahresurlaub ein voller Erfolg war,m sollte auch der nächste wieder auf griechische Inseln gehen. Mykonos und Tinos standen auf dem Plan. Doch schon der Weg zum Urlaub war diesmal steinig. Zu erwähnen wäre, dass ich den Urlaub zweimal verschieben musste. Mein Arbeitgeber hielt mich für unabkömmlich. Der zweiten Verschiebung stimmte ich nur zu, nachdem mir zugesichert wurde meinen Resturlaub aus dem Vorjahr auch über die gesetzlich garantierte Frist in Anspruch nehmen zu dürfen.

Als ich dann meinen Urlaub zum bereits dritten Mal einreichte erklärte mir die Chefbuchhalterin, dass ich für das laufende Jahr noch gar nicht so viele Tage angesammelt hätte. Neu sei auch, dass man – beginnend mit mir! – für den Urlaub einen vom Chef unterschriebenen Urlaubsschein bräuchte. So wurde der Urlaub zur Machtprobe.

Es fiel auch in diese Zeit, dass mir mein Chef auf einer Betriebsfeier aus Eifersucht eine Backpfeife verpasste. Ich erschien am nächsten Tag trotzdem zur Arbeit. Die Vorteile einer Kündigung durch den Betrieb wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zwar entschuldigte sich mein Chef nicht bei mir, er gab mir aber einen Umschlag mit 500 DM und das war vermutlich mehr, als ich im Klagewege erreicht hätte. Blieb noch der Streit um den Urlaub, den ich diesmal antreten wollte. Am letzten Arbeitstag sprach mich mein Chef an, ob ich tatsächlich fahren würde. Als ich bejahte steckte er mir noch einmal 500 DM zu. Ich wertete das als Zustimmung, auch wenn mein Urlaubsschein nie unterschrieben wurde.

Nun landeten wir am Flughafen von Mykonos und nahmen uns ein Taxi zum Hauptort um uns ein Privatquartier zu suchen. Was uns auf Samos und Patmos so leicht von der Hand ging wurde hier zur Herausforderung. Denn die Vermieter riefen hier für das einfachste Zimmer Preise von 15.000 bis weit über 25.000 Drachmen auf, die meine Frau nicht bereit war zu zahlen. Gewohnt waren Preise unter 5.000 Drachmen!

„Billige Zimmer gibt es immer am Hafen!“, meinte meine Frau, weshalb wir dorthin wiederum ein Taxi nahmen. Dort begegneten wir pünktlich zur Ankunft der Fähre den selben Vermietern wie zuvor. Auch an den Preisen hatte sich nichts geändert. In Erinnerung blieb mir ein freundlicher, blonder Grieche, der mir die Unmöglichkeit meines Unterfangens auseinandersetzte. Es half nichts, die Regierung sagte nein. Inzwischen leerte sich zeitgleich mit dem Sonnenuntergang der Hafen und meine Frau war wild entschlossen notfalls auf dem Pier zu übernachten. Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir alleine…

Der blonde Grieche – Alexander – war inzwischen daheim angelangt, ohne neue Gäste für seine schönen Zimmer. Er erzählte seiner Frau von den verrückten Deutschen am Hafen. Die meinte er könne uns nicht unserem Schicksal überlassen. So fuhr er nochmal los um nach uns zu sehen. Ich sah den kleinen Bus auf das Hafengelände einbiegen, packte meine schlaftrunkene Familie und schob sie in den Wagen. Ich hatte gerade beschlossen die 500 DM für die Ohrfeige in drei Luxus-Übernachtungen zu investieren. Schließlich war es mein Gesicht gewesen und damit – beziehungsweise mit diesem Geld – darf ich schließlich machen was ich will!

Alexanders Häuser lagen nördlich vom Hafen Richtung Armenistis. Ich sage Häuser, weil es sich um eine architektonisch interessante Ansammlung von ein- und mehrstöckigen Gebäuden um einen atriumähnlichen Innenhof handelte, mit Treppen, Balkonen und Terrassen. Alexander brachte uns noch ein Beistellbett für unseren Sohn David. Weib und Kind wollten sofort schlafen, ich aber fragte, ob ich noch ein Bier bekommen könnte. Alexander meinte, ich sollte so in etwa zehn Minuten runter in den Hof kommen.

Dort erwartete mich an einer langen Tafel die ganze vielköpfige Familie des Hausherrn. Ich wurde rechts neben der Großmutter platziert, die an einem Tischende am Ehrenplatz saß, Alexander saß ihr gegenüber. Oma hatte mich wohl adoptiert und sorgte dafür, dass ich genug zu essen bekam. Es gab frittierte kleine Sprotten, die man als ganzes verspeisen konnte, Fleisch, Beilagen, Käse, Oliven, süße Weintrauben und natürlich Wein. Zum Abschied sagte mir Alexander noch, dass seine Familie normalerweise nicht mit Hausagästen zusammen isst, aber ich hatte auch so verstanden, dass dies eine Ausnahme war. Mehr noch, es war eine Ehre.

Am nächsten Morgen frühstückten meine Familie und ich auf unserer Terrasse mit Blick auf das Meer. Besser hätten wir es kaum treffen können. Wir beschlossen drei Tage auf Mykonos zu bleiben und dann mit der Fähre nach Tinos überzusetzen. Jetzt genossen wir den unerwarteten Luxus bei einem opulenten Frühstück mit griechischem Kaffee und Omelette mit Paprika und Fetakäse. Die Sonne strahlte über einem fliederblauen Himmel, vom Meer wehte ein sanfter Wind, mein Kaffee war süß, herb und kräftig.

Im Übrigen war Mykonos schlicht und einfach teuer. Bestimmt ein toller Urlaubsort für Leute mit zu viel Geld oder Prominente. Mykonos-Stadt ist am Tag ganz schnuckelig aber überlaufen, in der der Nacht hingegen ganz schnuckelig aber überlaufen und laut. Ich war damals schon der Meinung, dass wenn ich ins Hard Rock Café oder eine Disco gehen möchte, ich das auch daheim in München machen kann. Dafür muss ich nicht in ein fernes Land auf eine Insel reisen.

Nach den drei Tagen hatten wir das wichtigste gesehen und nahmen leichthin Abschied von Mykonos. Alexander brachte uns noch zurück zum Hafen, wo er uns aufgelesen hatte. Das er nochmal zurück kam werde ich ihm nie vergessen! Schon kam die Fähre, ein riesiger Stahlkasten mit Rost an den Nieten. Da wusste ich noch nicht, dass das größere Abenteuer auf Tinos auf mich warten sollte…

Titelbild von WeeFee_Photography auf Pixabay, Bild von Herbert Aust auf Pixabay, Bild von Mikele Designer auf Pixabay, Bild von hjrivas auf Pixabay.

6 Gedanken zu “Griechische Kaffee-Erinnerung: Mykonos

    1. Es ging, wie könnte es anders sein, um eine Frau. In dem Fall um eine junge Studentin aus Polen, die, obwohl vom Chef höchstpersönlich zu der Feier eingeladen, wohl lieber mit mir tanzen wollte…

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