Am hinteren Perlachberg und über die Sterngasse schlängle ich mich bis zur Rückseite des imposanten Rathauses durch. Hier komme ich über Stufen wieder zum Rathausplatz und damit zum Anfang der Maximiliansstraße. Sie ist eine der kunsthistorisch bedeutsamsten Straßen Süddeutschlands. Sie entstand 1809 durch den Abriss von Gebäuden, wodurch eine besonders breite und repräsentative Straße in der Augsburger Innenstadt entstand.

Kunsthistorisch gilt die Maximilianstraße als einer der interessantesten Straßenzüge Europas; die prächtigen Bauten der Gotik, der Renaissance, des Rokoko, des Neoklassizismus und der Nachkriegszeit vermitteln den Eindruck einer lebendigen Stadtgeschichte, in die wir jetzt noch einmal einen Blick werfen wollen. Für mich sind die zahlreichen, zum Teil sehr beeindruckenden Bürgerhäuser aus verschiedenen Zeiten und Architekturepochen nicht nur Ausdruck von Reichtum, den sich die Augsburger vor allem durch Handwerk und Handel erwarben, sondern auch von einem besonderem Selbstbewusstsein, dass über zwei Jahrtausende hinweg genährt wurde.

Und die spiegelt sich auch in den zahlreichen Sagen rund um Augsburg wieder. So soll sie nicht – wie historisch gesichert – im ersten Jahrhundert durch römische Legionäre gegründet worden sein, sondern bereits 600 Jahre vor der Gründung Roms von den Nachfahren Japhets, einem der Söhne Noahs.

Später soll auch Marthesia, die Königin der Amazonen die Stadt erobert und geplündert haben, die Stadt wurde danach jedoch wieder aufgebaut. Die Räter seien erst später, um das Jahr 548 vor Christus in die Region gekommen, hätten die Göttin Cisa verehrt, danach sei Augsburg auch Vindelica genannt worden. Im alten Augsburg soll sich ein großer Tempel aus Holz für Cisa befunden haben, der auf dem Zisenberg gestanden haben soll.

Später nahm dann die heilige Afra ihre Rolle als Patronin der Stadt ein. Letztere soll die Tochter eines zypriotischen Königs gewesen sein und nach dessen Tod zusammen mit ihrer Mutter, der ebenfalls heiligen Hilaria von Augsburg, zuerst nach Rom geflüchtet sein, wo die vormalige Venuspriesterin durch den Bischof Narzissus zum Christentum bekehrt wurde. Mit der Verbreitung des Christentums kam sie schließlich nach Augsburg, wo sie als Märtyrerin auf einer Flussinsel im nahen Lech hingerichtet worden sein soll.

Auf meinem Weg durch die Altstadt komme ich einmal am Stamm- und Kaffeehaus der Konditorei Dichtl vorbei, alleine es war noch zu früh, hatte ich doch gerade erst Kaffee und Kuchen in der Confiserie Euringer genossen. Nicht weit davon der goldene Erker nebst Café in einer multifunktionalen Bushaltestelle aus den 80er Jahren. Goldener Erker war für Augsburgs Händler ein günstiger Standort. Müller, Bäcker, Brauer und Bürger mussten an der Schranne einkaufen, Direktvermarktung zwischen Erzeugern und Verbrauchern war verboten. Die Reichsstadt kontrollierte den Getreideverkauf ohne verteuernden Zwischenhandel. Das war zum Wohle ihrer Bürger. Sagt man.

Jetzt wird es endgültig profan: im Rahmen meiner Stadtwanderung komme ich dann schließlich in die Bahnhofsstraße und statte dem örtlichen C & A einen lohnenden Besuch ab. Lohnend deshalb, weil diese Filiale nicht so überfüllt warm wie ich es aus München kenne, während es Bekleidung auch in meiner Größe gibt. Ergebnis: zwei Hosen, eine lange, eine kurze, eine Jacke und ein Gürtel. Von diesem Raubzug erhole ich mich schräg gegenüber bei einem Cappuccino in der dortigen Filiale des Café Dichtl und lasse den Tag Revue passieren.

Natürlich reicht ein Tag nicht um alles sehenswerte in Augsburg zu sehen. Aber einen guten Eindruck habe ich von der Fuggerstadt gewonnen. Wie in anderen Städten zuvor, begeistert mich die kulinarische Vielfalt. Auch findet man hier noch Cafés, insbesondere Konditorei-Cafés, wie sie in München gerade rar werden. Meine Augsburger Café-Liste ist also längst nicht abgearbeitet und auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit harrt noch meiner. Und das ist gut so, schließlich habe ich so einen Grund mal wieder zu kommen.

Café Dichtl, Schrannenstraße 2, Ecke Bahnhofsstraße, Öffnungszeiten: täglich 9:00 – 18:00 Uhr; Quellen: Wikipedia, Augsburger Allgemeine.
Die Sagen finde ich sehr interessant, vielen Dank fürs Erzählen!
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Ich fand die Geschichten auch spannend. Also gern geschehen!
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