Stiftung Warentest und Öko-Test: viele Marken fallen durch

Beim Kauf von Kaffee im Supermarkt kann man nicht viel falsch machen, oder? Schließlich sind ja fast alles Markenprodukte und damit von hoher, mindestens guter Qualität. Stimmt nicht! Zumindest ist das das Ergebnis aktueller Kaffee-Tests von Stiftung Warentest und Öko-Test.

Beide Testen Produkte, allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen. Stiftung Warentest achtet bei seiner Bewertung mehr auf Inhaltsstoffe, Röstung, Qualität und Geschmack, bei Öko-Test stehen Schadstoffe, Produktion, Lieferkette und die Transparenz der Her­steller im Vordergrund. Auch im Fokus: soziale Verantwortung, Einhaltung der Menschenrechte und Umweltschutz in den Produktionsländern.

So nahm die Stiftung Warentest sechs Espresso- und fünfzehn Caffè-Crema-Röstungen unter die Lupe, darunter bekannte Marken, wie Eduscho, Illy, Lavazza, Melitta, Mövenpick und Tchibo, aber auch Handels­marken wie Aldi, Lidl oder Rewe. Die Preise reichen von 8 bis 34 Euro pro Kilogramm. Zuerst das Erfreuliche: alle getesteten Röstungen hielten die Richtwertewerte für Acrylamid und Furan ein, allerdings nicht jeder mit einer guten Note.

Deutlich positiv herausgestochen hätten bei diesem Test nur zwei italienische Marken: Lavazza „Espresso Italiano Cremoso“ und Segafredo „Intermezzo“ mit Gesamtnoten von 1,8, beziehungsweise 1,9 – also „gut“ in beiden Fällen. Sie konnten sich mit deutlichen Röst- und Bitternoten, intensivem Nachgeschmack und stabiler Crema durchsetzen. Komplett durchgefallen ist bei diesem Test – zumindest bei den Espressobohnen – allerdings niemand.

Ganz anders bei Öko-Test. Allerdings legen die Tester hier auch eine strenge Messlatte an: Als erhöht galt es in der Untersuchung schon, wenn geltende EU-Richtwerte für Acrylamid in Röstkaffee um mehr als die Hälfte ausgeschöpft wurden. Dabei gingen die Test-Experten den Angaben zufolge von vier Tassen Kaffee am Tag aus und orientierten sich an den niedrigsten Werten, bei denen in Tierversuchen erste Schäden auftraten.

Dreizehn von einundzwanzig getesteten Röstungen fielen wegen ihres hohen Acrylamid-Gehalts auf, darunter Alnatura „Kaffee gemahlen“, Gut & Günstig „Gold aromatisch Röstkaffee“, Melitta „Auslese klassisch“, Jacobs „Krönung“, Dallmayr „Classic“ und Tchibo „Der Herzhafte“ und brachten es gerade einmal auf ein „mangelhaft“. Auch von den Röstungen IdeeKaffee „Der Menschenfreundliche“, Eduscho „Gala Nr. 1“, Mona Gourmet „Filterfein gemahlener Röstkaffee“, Mövenpick „Der Himmlische“ und Rösta „Classic“ rieten die Tester ab, Eilles „Kaffee Gourmet“ fiel mit „ungenügend“ sogar komplett durch.

Nicht nur Schadstoffe kritisieren die Experten von Öko-Test in vielen der getesteten Kaffeeprodukte. Die Prüfer bemängeln auch Missstände im Anbau – zum Beispiel Menschenrechtsverletzungen sowie illegale Zerstörung von Wäldern. „Nur sechs Anbieter im Test könnten die Lieferkette ihres Kaffees komplett transparent machen und durch Dokumente belegen“, heißt es im Bericht. Zu den wenigen Gewinnern gehört hier nur der Bio-Kaffee „Gepa Faires Pfund Bio Kaffee aus Fairem Handel“ mit einem Gesamturteil von „gut“ – damit war er der beste Kaffee unter den sechs Bio-Produkten im Test. Unter den konventionellen Röstkaffees lag „Amaroy Extra, Röstkaffee gemahlen“ von Aldi Süd ganz vorne. Er schnitt geschmacklich und von den Inhaltsstoffen her ebenfalls mit „gut“ ab, brachte es bei Kaffeeanbau und Transparenz allerdings nur auf ein „befriedigend“.

Öko-Test bemängelt bei vielen Röstkaffees fehlende Transparenz mit Blick auf Anbaubedingungen und Lieferketten. Die Zeitschrift hatte die Anbieter etwa gefragt, ob sie sich aktiv darum bemühen, dass die Menschen auf den Kaffeeplantagen anständig bezahlt werden. Ebenso fragte das Magazin, ob die Produzenten nachweisen können, dass für den Anbau ihrer Kaffeebohnen die Vernichtung von Wäldern auszuschließen ist. Die Antworten fielen dem Bericht zufolge mal umfassend und mal dürftig aus. Für Verbraucherinnen und Verbraucher lassen sich diese ökologischen Aspekte ohnehin schwer nachvollziehen.

Einige Ratschläge haben die Tester von Stiftung Warentest und Öko-Test für die Verbraucher auch noch: wo immer es geht seien Kaffeebohnen dem bereits gemahlenen Kaffee vorzuziehen. Dabei sollte Verbraucher nicht nur auf den Preis achten – der kein verlässlicher Gradmesser für Qualität ist! – sondern auch Herkunft und (Bio-) Siegel. Zudem bedroht der Klimawandel viele Kaffee­plan­tagen. Der Anbau verschiebt sich in höhere Lagen, dafür wird Regen­wald abge­holzt. Wem all das nicht egal ist, der sollte nicht nach den güns­tigsten Angeboten suchen, sondern nach­haltig angebauten Kaffee kaufen. Frau oder Mann solle besser auf „Klasse statt Masse“ setzen und auf Kennzeichnungen für fairen Handel achten. 

Quellen: Stiftung Warentest, Öko-Test, Focus, Mannheim24, Chip; Bildrechte: Titel-Bild von Jörg Husemann auf Pixabay, Bild von Claro Cafe auf Pixabay, Bild von Jörg Husemann auf Pixabay.

2 Gedanken zu “Stiftung Warentest und Öko-Test: viele Marken fallen durch

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..