Kleine Kaffee-Kulturgeschichte XVIII – Epilog und Fazit

Stirbt das Café? Die Frage wird seit Jahrhunderten immer wieder gestellt und damit der Untergang einer ganzen Branche beschworen. Bisher blieb die Cafékalypse immer aus, auch wenn sich das Café immer wieder Veränderungen unterwerfen musste. Zum einen gibt es Moden an die man sich zur jeweiligen Zeit anpasste, zum sind manche Variationen des Café-Themas schlicht dem Umstand geschuldet, dass man mit einem gastronomischen Betrieb auch Umsatz machen muss.

Schon von Anbeginn an versuchten die Kaffeesieder Zusatzgeschäfte zu generieren: kleine Speisen, Eiskreationen, Billardtische, Cocktails und vieles mehr wurden angeboten um den Umsatz zu erhöhen oder sie fusionierten das Café mit anderen Betrieben, wie Konditoreien oder Hotels. So entstanden auch Mischformen, wie das Speise- oder Restaurant-Café.

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Dass es da gelungene und weniger gelungene Gastronomiebetriebe mit Café-Anteil gibt liegt auf der Hand. Allerdings dürfen wir eines nicht vergessen: der Cafetier führt seinen Laden in aller Regel, um eine bestimmte Form des Cafés zu erhalten, sondern um damit sein Geld zu verdienen und seine Angestellten zu entlohnen. Dabei geht es – schlicht gesagt – ums Geld und nur selten um den Erhalt einer besonderen Gattung, auch, wenn die uns vielleicht lieb geworden ist.

Doch auch hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. In Österreich zählt das Kaffeehaus zum Kulturgut und wurde in die nationale UNESCO-Liste aufgenommen. In München zum Beispiel geht man, meiner Meinung nach, eher schludrig mit seinen Traditionen um. So schlossen in den letzten Jahren das Hag-Rottenhöfer, das Erbshäuser, Heimat der Prinzregententorte, wurde zum „Third-Wave-Café“ umrenoviert und aus dem Tambosi, dem ältesten Kaffeehaus Münchens, wurde eine Edel-Pizzeria, die den geschichtsträchtigen Namen zu Unrecht behält!

Auch, wenn es genügend positive Beispiele für die gelungene Vermischung verschiedener Gastro-Formen gibt, ein Wirtshaus, in dem es halt auch Kaffee gibt ist kein Wirtshaus-Café, sondern bleibt ein Wirtshaus, ein Raum mit Spielautomaten, in dem es auch Cola oder Kaffee gibt ist kein Café, sondern eine Spielothek und ein Backshop mit Klapptisch und Klappstühlen ist ebenso kein Café, sondern eine Verkaufsstelle für Backwaren!

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Unter diesem Aspekt betrachtet sind auch Starbucks & Co nicht der Untergang des Cafés, sie sind die Weiterentwicklung eines Konzeptes mit modernen Mitteln. Zeitgemäß möchte ich nicht sagen, denn das hingegen würde sie zu hoch bewerten. Auch kann man diese Konzepte mögen oder auch nicht, verschwinden werden sie nicht mehr. Und mancherorts übernehmen Kaffeeketten und Backshops auch die Aufgaben der Nahversorgung in Sachen Kaffee und Backwerk. Und selbst dann, wenn sie weder besonders heimelig noch gemütlich sind, sie beziehen ihre Daseinsberechtigung schon alleine aus der Tatsache, dass Gäste kommen.

Ein Trost bleibt: das Café wird nie ganz verschwinden! Betrachtet man aber seine Entstehung, so erkennt man auch die Veränderungen, heißt man sie gut oder auch nicht. Wenn man ein bestimmtes Café aber unbedingt erhalten möchte, dann bleibt nur eines, nämlich hingehen. Und natürlich Kaffee trinken.

Ich hoffe Euch hat dieser kurze Streifzug durch die Jahrhunderte gefallen!

Titelbild: „Zu den blauen Flaschen“, Altwiener Kaffeehausszene, etwa 1900, gemeinfrei. Bilder Coffeenewstom (2x); Quellen: Wikipedia, „Das Wiener Kaffeehaus“, Birgit Schwanner, K.-M. Westermann, Pichler Verlag, „Das Wiener Kaffeehaus“, Goldmann Austriatica, „Kaffee und Kaffeehaus“, Ulla Heise, Komet.

2 Gedanken zu “Kleine Kaffee-Kulturgeschichte XVIII – Epilog und Fazit

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