Korfiotisches Kaffee-Tagebuch II: korfiotische und griechische Küche I

Wie immer, wenn ich an einem Urlaubsort eintreffe, mache ich zuerst eine Tour durch die Speisekarten. Tatsächlich haben dieses Jahr mehr Restaurants geöffnet, wie 2020. Das mag auch daran liegen, dass heuer die Corona-Lage etwas entspannter war und wieder mehr Touristen ins Land gelassen wurden. Was ich bei meiner ersten Inspektion gar nicht leiden kann, ist wenn man schon beim Lesen der vor der Taverne ausgehängten Speisekarte anspricht und mehr oder weniger versucht mich ins Restaurant zu zerren.

Deshalb fällt meine Wahl am ersten Abend in Gouvia auch auf das Restaurant Moukas. Letztes Jahr hatte es bereits geschlossen, dieses Jahr überzeugte es mich mit einer ebenso abwechslungsreichen wie preisgünstigen Auswahl. Außerdem war es das einzige Restaurant, dass Gemista anbietet, nicht nur ein sehr leckeres Gericht, sondern auch Leibspeise von Kommissar Kostas Charitos. Zumindest wird in den Krimis von Petros Markaris immer wieder erwähnt, dass Adriani Charitos, die Gattin des Kommissars, es in dieser Disziplin zu einer wahren Meisterschaft gebracht hat.

Zu meinem Leidwesen gibt es heute kein Gemista, man stellt es mir aber für den folgenden Abend in Aussicht. Macht nichts, habe ich doch noch mehr Optionen auf meiner kulinarischen Wunschliste. So fällt meine Wahl für den ersten Abend auf Sofrito, eine korfiotische Spezialität, zu der man mir im Vorjahr und in einem anderen Restaurant noch ein Sägemesser reichte, was eigentlich unnötig sein müsste.

Kerkiraiko Sofrito, dieses traditionelle Rezept fehlt in keinem korfiotischen Haushalt. Der Name kommt vom italienischen „So fritto“, was so viel wie vorsichtig geschmort bedeutet und aus der Zeit der Venezianer auf Korfu  stammt. Dies sind dünne Rind- oder Kalbsscheiben mit Wein, viel Knoblauch und Petersilie. Dazu gibt es die unvermeidlichen Pommes und einen Gemüsereis – etwas outdated, aber zum Gericht passend. Auch ist im Moukas das Kalbfleisch wirklich butterweich geschmort, so dass auf Werkzeug aller Art verzichtet werden kann.

Am nächsten Abend werde ich, was das Gemista betrifft, auf übermorgen vertröstet. So ich aber weiterhin wünsche, würde man es extra für mich zubereiten. Ich beschließe zu bleiben und die Suzukakia, auch Zouzoukaklia, gemeint sind Fleischbällchen in pikanter Tomatensauce, zu probieren. Auch hier werde ich nicht enttäuscht. Ich bekomme gute griechische Hausfrauenkost mit den unvermeidlichen Beilagen, die sich seit den 80er Jahren in vielen Tavernen hier auf den Speisekarten gehalten haben.

So hätte es mich nur wenig überrascht, wenn ich die Beilagen auch bei meinem dritten Besuch im Moukas wieder antreffe. Immerhin wurde der Gemüsereis durch einen kleinen Gemüsesalat ersetzt. Eine Verbesserung. Das Warten auf das Gemista hat sich allerdings gelohnt. Geschmorte mit Reis gefüllte Tomaten und Paprika in einer pikanten Tomatensauce und sehr lecker. Trotzdem eine verpasste Chance, denn mit in der Sauce einfach mitgeschmorten Kartoffelspalten wäre dieses Gericht perfekt geraten. Aber auch so bin ich sehr zufrieden mit dem Essen hier. Bei einem erneuten Korfu-Besuch werde ich mich hier sicher wieder einfinden.

Das Bier hier stammt übrigens von der Brauerei Fix. Sie wurde 1864 von Johann Karl Fix in Athen gegründet und war die erste Großbrauerei Griechenlands. Rund 30 Jahre zuvor hatte dessen Vater in Griechenland mit dem Bierbrauen begonnen. Als Hoflieferant des griechischen Königs konnte das Unternehmen rund 100 Jahre lang eine monopolartige Stellung am griechischen Markt behaupten. Nach dem Konkurs der Firma 1983 und mehreren gescheiterten Wiederbelebungsversuchen wird seit 2009 Fix-Bier wieder in einer eigenen Brauerei gebraut. Maßgeblich hierfür ist die für Mittelmeerländer relativ hohe Beliebtheit von Bier im Land. Das Bier mit einer leichten Bitternote ist gut zu trinken und braucht den Vergleich mit deutschen Bieren nicht zu scheuen.

Morgen haben wir noch drei andere Tavernen und zwei Biere auf der Liste!

Das nächste Bier geht auf Dich?

Das fällt jetzt etwas aus der Reihe, ich weiß, aber so spät trinke ich keinen Kaffee! Wenn Dir mein Blog trotzdem gefällt, dann freue ich mich über ein Trinkgeld!

2,50 €

6 Gedanken zu “Korfiotisches Kaffee-Tagebuch II: korfiotische und griechische Küche I

  1. >>Was ich bei meiner ersten Inspektion gar nicht leiden kann, ist wenn man schon beim Lesen der vor der Taverne ausgehängten Speisekarte anspricht und mehr oder weniger versucht mich ins Restaurant zu zerren. <<

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  2. Ich glaube das mit dem Ansprechen oder reinzerren, was ich persönlich nicht erlebt habe, ist eine Sitte die man für das „Inselvolk“ eingeführt hat. Denn so ich weiß, ist es wohl auch bei denen so „üblich“. In unserem Urlaub brauchten wir das dank all-in nicht, hatten wir aber auf den Spaziergängen mitbekommen.
    Allerdings bezweifle ich, daß es nötig gewesen wäre. Denn der Restaurants sahen alle „lecker“ aus. Einen schönen Tag noch! 😉

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