Korfiotisches Kaffee-Tagebuch II: Mon Repos und die Suche nach der Kardaki-Quelle

Mit dem Roller bin ich schnell am Eingang von Mon Repos. Von dort soll es einen Weg geben zur legendären Kardaki-Quelle. Mein Versuch entlang der Küste der Halbinsel Analipsi zur Quelle zu gelangen war zu Scheitern verurteilt. Sollte es mir jetzt gelingen. Mir schwingt noch eine Warnung im Ohr: es gäbe einen gefährlichen und kürzeren Weg und einen einfacheren aber deutlich längeren Weg. Mal sehen, wofür ich mich entscheide.

Beim Café nahe des Klosters Vlacherna hatte man mir gesagt, ich sollte beim Schloss nach dem Weg zu Strand suchen. Von dort käme man auch zur Quelle. Also besuche ich Mon Repos noch einmal. Doch es gibt einen gewaltigen Unterschied zu meinem Besuch im letzten Jahr. Heute scheint die Sonne und es regnet nicht! So wird schon der Weg zum Schloss ein Ereignis, denn in diesem ansonsten stark verwilderten Park finden sich viele seltene und schöne Blumen.

Es scheint, als würden die Fäden der Geschichte verschiedener Epochen hier zusammenlaufen. Schloss Mon Repos und sein Park befinden sich nämlich an dem Platz, wo in der Antike die alte Inselhauptstadt Kerkyra lag. Auf diesem Areal – auch „Paleopolis“, also die „Alte Stadt“, genannt – liegen verschiedene interessante archäologische Fundorte: Da wären die Reste einer antiken Werft zu nennen. Die Archäologen glauben, dass diese Werft zum antiken Hafen von König Alkinoos gehört haben könnte. Das wiederum würde bedeuten, dass Odysseus dereinst hier angelandet ist.

Die Bewohner von Korfu galten in der Antike als geschickte Seefahrer und Schiffsbauer, so ist es eigentlich ganz passend, dass in der antiken Stadt ein Hafen mit einer Werft entdeckt wurde. Auch dann, wenn die Verbindung zu König Alkinoos nicht nachgewiesen werden kann. Doch es gibt noch mehr zu sehen: vor der Parkmauer finden sich die Ruinen eines römischen Bades, einer antiken Agora und die besser erhaltenen Mauern einer frühchristlichen Basilika.

Schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten haben die Bewohner von Korfu das Christentum angenommen und Kirchen errichtet. Die Basilika des Heiligen Jovianos oder Bischof Jovian direkt vor dem Eingang zum Schlosspark stammt aus dem 5. Jahrhundert. Leider haben die Goten das Kirchengebäude schon im 6. Jahrhundert weitgehend zerstört. Doch auch die Ruinen lassen erahnen, wie imposant das Gebäude einst gewesen sein muss.

Nicht nur die Antike, auch die Neuzeit hat ihre Spuren auf dem Grund der ehemaligen „Alten Stadt“ hinterlassen. Da ist natürlich vor allem das Schloss zu nennen. Das Schloss wurde zwischen 1826 und 1832 im 1826 im neoklassizistischen Stil und im Auftrag des Gouverneurs Sir Frederic Adams erbaut. Hier war Sommerresidenz der britischen Gouverneure. Mon Repos ist vielen Briten ein Begriff, denn hier wurde 1921 Prinz Philipp, Herzog von Edinburgh, geboren. Nach Ende der britischen Herrschaft 1864 war das gesamte Gelände im Besitz der griechischen Königsfamilie. So überrascht es auch nicht weiter, dass hier – neben dem jüngst verstorbenen Prinz Philipp auch Georg von Griechenland, Sophie von Griechenland, die Schwester von Prinz Philipp und Alexia von Griechenland das Licht der Welt erblickten.

Letztes Jahr fand ich das Schloss verschlossen. Diesmal konnte ich einen eiligen Blick hineinwerfen, da der Kastellan gerade im Begriff war seine Schicht zu beenden. Von ihm bekam ich aber wichtige Informationen zur Kardaki-Quelle. Über den schlosseigenen Steg kann man die Quelle nämlich gar nicht erreichen (Mon Repos verfügt über einen eigenen kleinen Strand mit einem Landungssteg). Zur Quelle aber führen zwei Wege. Der eine geht ganz außenherum an der Schlossmauer entlang, bis nach links eine steile Treppe nach unten führt. Der andere ist der gefährliche Weg. Er führt von der hinteren rechten Ecke des Kardaki-Tempels zur Quelle. Als ich ihm sage, ich müsse aus der Quelle trinke um hier zu bleiben, lacht er freundlich. Ja, dann müsse ich da unbedingt hin.

Ich gehe einstweilen weiter durch den Park und entdecke weitere interessante und historische Gebäude und Ruinen. Da wäre ein kleines Jagdhaus aus dem 19. Jahrhundert. Geht man hier nach links, dann kommt man zu den umfangreichen Ausgrabungen. Am bemerkenswertesten sind hier die Reste des Hera-Tempels, der wohl in der antiken Stadt eine zentrale Rolle spielte. Nicht weit dahinter der Kardaki-Tempel, benannt nach der Quelle, die zu seiner Entdeckung führte.

Die Quelle existierte schon seit langer Zeit und wurde irgendwann einmal von den Venezianern eingefasst. Der Sage nach soll schon König Alkinoos aus dieser Quelle, die nie versiegt, getrunken haben. Außerdem soll der, der aus ihr trinkt, seine Heimat für immer vergisst. So pflegen heute noch alteingesessene Korfioten ihre sich hier niederlassenden zugereisten Mitbürger mit dem Spruch “Du hast wohl aus der Kardaki-Quelle getrunken!“ aufzuziehen.

Den Tempel fand man zufällig, als die Quelle 1822 doch einmal versiegte und man nach der Ursache suchte. Der kleine dorische Tempel stammt wohl aus der archaischen Zeit um 520 vor Christus. Es könnte ein Tempel des Apollo oder des Asklepios gewesen sein. Genaueres weiß man bis heute nicht. Doch jetzt muss ich mich entscheiden: gehe ich zurück und wähle den sicheren Weg? Oder lockt mich die Gefahr?

Die Auflösung gibt es allerdings erst morgen!

Ein spannender Ort!

Schön, dass Du ihn gemeinsam mit mir besucht hast! Wenn Dir mein Blog gefällt, dann freue ich mich über ein Trinkgeld!

3,80 €

8 Gedanken zu “Korfiotisches Kaffee-Tagebuch II: Mon Repos und die Suche nach der Kardaki-Quelle

  1. Das bleibt spannend bis zum Schluss! Du hast überlebt – sonst wäre die Blog-„Quelle“ nach 2-4 Wochen (so genau erinnere ich mich nicht mehr an deine Vorarbeitszeit) versiegt bzw. du hättest gar nicht über Korfu geschrieben. Ich sage, du hast den sicheren Weg gewählt. 🤩😄

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