Das Fairtrade Zertifizierungssystem ist letztendlich dazu da, um Kleinbauern und Arbeiter vor ausbeuterischen Handelsverhalten zu schützen und ihnen gleichzeitig mehr Macht zu geben, um ihre eigene wirtschaftliche Stellung durch gerechtere Rahmenbedingungen zu verbessern. Wie funktioniert es also genau?
Gemeinsam arbeiten, nicht isoliert
Kleinbauern können es schwierig finden Zugang zum globalen Markt zu finden, wenn sie nur mit ein paar Hektar Land alleine sind. Unter dem Fairtrade Modell kommen mehrere Landwirte in Gruppen zusammen, um sich in lokalen ‚Genossenschaften‘ zusammen zu tun, die ihre Verhandlungsmacht verstärkt. Die Genossenschaften haben ein demokratisches System, die Entscheidungen werden also durch Wahlen entschieden. Dieses Konzept ist nicht viel anders als Gewerkschaften, in denen organisierte Arbeitergruppierungen durch ein Tarifvertragsrecht größeren Einfluss auf ihre Löhne und Arbeitsverhältnisse haben.
„Durch das zusammenbringen all dieser Hersteller und ihre Organisation in einer Genossenschaft werden sie tatsächlich viel stärker. Viel stärker, um zu verhandeln, aber auch viel stärker, um ihre eigenen landwirtschaftlichen Anwendungen und Gemeinden zu entwickeln, da die Zusammenkunft in Genossenschaften es ihnen ermöglicht Schulen und Kliniken oder sogar Straßen zu bauen. Dies sind alles reale Beispiele, die in der Fairtrade-Familie vorkommen. Der Einfluss von Fairtrade beginnt sogar schon bevor überhaupt ein Handel stattfindet,“ sagt Peter d’Angemond, Geschäftsführer von Fairtrade Netherlands.
Das Erschaffen einer Infrastruktur für gerechten Handel
Innerhalb des Zertifizierungssystems gibt es Fairtrade zertifizierte Käufer und Hersteller. Um eine Fairtrade Zertifizierung zu bekommen müssen beide Gruppen ihren Fairtrade-Standards folgen. Für Käufer bedeuten diese Fairtrade Standards, dass sie die Hersteller schützen, was Langzeitverträge mit Kleinbauern und Vorauszahlungen vor der Ernte bedeuten. Dies soll einen verlässlichen Rahmen schaffen und stabilere Beziehungen zwischen Kleinbauern und ihren Abnehmern oder Händlern schaffen.

Gerechte und nachhaltige Preise festlegen
Das vielleicht einzigartigste am Fairtrade System ist der „Mindestpreis“ und das zusätzliche „Prämien“ Zahlungsmodell, dessen Ziel es ist den Einfluss von unbeständigen Märkten auf Kleinbauern entgegen zu wirken. Fairtrade zertifizierte Käufer müssen den Landwirten einen Mindestpreis oder aber den aktuellen Marktpreis für ihre Produkte bezahlen, es kommt darauf an welcher gerade höher ist. Verschiedene Produkte haben verschiedene Mindestpreise, die durch Abstimmung von Fairtrade-Herstellern bestimmt werden (da diese tatsächlich 50% der Fairtrade-Organisation besitzen).
In die lokalen Gemeinden investieren
Zusätzlich zum Mindestpreis müssen die Käufer auch eine ‚Fairtrade-Prämie‘ bezahlen. Jedes Produkt hat seinen eigenen Prämien-Betrag. Diese Prämien dienen als zusätzliche Gelder, die zum investieren in die Gemeinde (zum Beispiel für Straßen, Schulen, Wasserrohre, etc.), Geschäftsangelegenheiten (wie Schulungen und Ressourcen) genutzt werden können. Dieses Geld wird in einen Topf gesteckt, damit die kleinbäuerlichen Genossenschaften demokratisch darüber abstimmen können, für was und wie sie die Prämien investieren wollen.
Alle Transaktionen, die zwischen den Fairtrade Herstellern und Käufern stattfinden müssen in Form eines Vertrages aufgezeichnet werden. Diese Transaktionen werden regelmäßig von Dritten geprüft, um sicher zu stellen, dass die Hersteller angemessen mit dem Mindestpreis und der Prämie zu ihren Produkten bezahlt wurden.
Morgen beantworten wir die Frage, ob Fairtrade auch bei den Landarbeitern ankommt.
Bildrechte: Bild von suju-foto auf Pixabay; Quellen: Fairtrade International, Wikipedia, foodunfolded.de, FoodUnfolded, European Institute of Innovation and Technology (EIT) Food, Fairtrade Netherlands.

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