Krimis zum Kaffee: Ein Fall für Kostas Charitos

Wenn meine letzten Krimi-Empfehlungen zum Kaffee noch geprägt waren von Urlaubsidylle und freundlichen, gewitzten Kommissaren, so trifft einen hier die nackte Wirklichkeit mit voller Härte. Nein, hier bringt niemand gut gelaunt eine Runde Frappés ins Präsidium, hier bringt der Untergebene dem Dezernatsleiter Kaffee und Hörnchen weil er muss. Und auch sonst ist hier wenig Platz für echte Nettigkeiten.

Das mag auch an dem Umfeld liegen, in dem Kommissar Kostas Charitos ermittelt, nämlich in Athen, dem Molloch von einer Stadt, bis zum Rand gefüllt mit Ausländern, Zuhältern, Baumagnaten und korrupten Politikern. Dabei hat auch Charitos eine Vergangenheit, die ihn immer wieder einzuholen droht: Während des Obristenregimes hat er als Polizeianwärter an Folterungen teilgenommen. Auch, wenn er sich dessen mehr und mehr schämt, hält er nicht viel von der inzwischen arrivierten Linken, die ihre Ideale verloren hat.

Deshalb geht es nie nur um Mord, es geht um Neid, Verrat, Betrug, um die dunklen Seiten einer Gesellschaft im Wandel. Und er ist gefangen in einem Netz aus Politik, Macht und Korruption, was ihm das Ermitteln ein ums andere Mal unnötig erschwert. Dabei setzt der Autor Petros Markaris immer auch einen Bezug zu gesellschaftskritischen Themen, wie die Rolle der Medien oder den Machtmissbrauch in der Politik.

Bei mir füllt Kostas Charitos aber eine Lücke, die Mankells Wallander bei mir hinterlassen hat, ja, ich bezeichne Charitos als Wallander des Südens. Beide kämpfen sich mühsam durch ihre Fälle, beide scheitern oft beinahe an einer überbordenden Bürokratie oder am Kompetenzgerangel unter Vorgesetzten. Und beide lösen ihre Fälle, wenn auch unter persönlichen Opfern. Für mich – schon nach drei verschlungen Bänden – eine Empfehlung für alle Krimi-Fans. Dazu passt natürlich griechischer Kaffee…

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Auch, wenn ich mir die meisten Bücher gebraucht kaufe…

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4 Gedanken zu “Krimis zum Kaffee: Ein Fall für Kostas Charitos

  1. „Und er ist gefangen in einem Netz aus Politik, Macht und Korruption…“ So ist das bei Donna Leons Commissario Guido Brunetti auch. Das ist mein Lieblingsermittler, ich habe fast alle der mittlerweile 30 Bände. 😉

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