Es war am Gründonnerstag 2018. Nach meiner Knie-OP ein viertel Jahr zuvor verschlug es mich zur Reha auf den Römerberg von Badenweiler. So schön die Aussicht war, das eigentliche Badenweiler lag gegenüber. Und das bedeutete, dass eine meiner ersten Herausforderungen, die es zu meistern galt, war, die Distanz zwischen Reha-Klinik und dem nächsten Café zu überwinden. Dies gelang mir am Gründonnerstag mit einem Besuch des Café Grether.
„Es war einmal im Jahre 1892, da erbaute Herr Georg Grether im Vorgarten seines elterlichen Anwesens eine kleine Konditorei.“ So beginnt die wechselvolle Geschichte des Badenweiler Familienunternehmens, dem Café Grether. So erzählt in der aktuellen Ausgabe der Speise- und Getränkekarte. Man hätte auch so anfangen können: Vor langer Zeit lernt der angehende Konditor Georg Grether während seiner Ausbildung beim Schweitzer Chocolatier Suchard seine zukünftige Ehefrau kennen. Was dabei raus kam? Neben dem von mir unterstellten Kindersegen ein Konditorei-Café mit Confiserie und Pralinenfans in der ganzen Welt.

Zu den Kunden gehörten neben den Großherzog von Baden auch Theodor Heuss und René Schickele. Und natürlich zahlreiche dankbare Kurgäste, denn Badenweiler ist ein netter, kleiner badischer Kurort und das Café Grether ein nettes, kleines Café unweit des Kurhauses und direkt neben der evangelischen Kirche. Und ein idyllischer Hort der Tradition in einem Kurort, in dem das Kurhaus – eine Geschmacklosigkeit aus Beton – gleichzeitig das hässlichste Gebäude im Landkreis ist und unter der altehrwürdigen Adresse des Ratskellers Pizza und Pasta feilgeboten werden.
Da kann man dem Dekorateur des Cafés auch nachsehen, dass er die Schaufenster mit Legionen von Hasen und anderem österlichen Getier zugepflastert hat, die man natürlich kaufen kann. Ich sollte vielleicht dazusagen, dass ich am Gründonnerstag dort einkehrte. Unmengen von Hasen. So viele Hasen, dass man annähernd jeden Haushalt des Viertausend-Seelen-Dorfes damit beglücken könnte. So viele Hasen, dass ich diesen Artikel beinahe mit den Worten beginnen wollte: Es war einmal im Jahre 1892, da verliefen sich Hasi und Grether im Badeweiler Wald (oder Kurpark).
Doch zurück zum Gründonnerstag. Ausgeschenkt wird der Kaffee von „Tee Peter Kaffee, Freiburgs Kaffeerösterei“. Beim Cappuccino kann man zwischen den Varianten „mit geschäumter Milch“ und „mit geschlagener Sahne“ wählen. Gute Idee! Als ich in das kaffeefähige Alter kam, da war der Cappuccino mit Sahne noch gang und gebe in deutschen Cafés. Eine gute Tasse Kaffee gekrönt mit einer Haube aus frisch geschlagener Sahne – das hat schon was. Und der Blaubeerkuchen war von allererster Güte. Quasi ein kleines Gründonnerstagsgeschenk an mich selbst – und eine bleibende Kaffee-Erinnerung!
Café Grether, Sofienstraße 2, 79410 Badenweiler, Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 18:00 Uhr.

Offenbar hatte ich schon damals einen Hang zu leckerem Kuchen!
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Oh ja, an den Cappuccino mit Sahnehäubchen kann ich mich noch sehr gut erinnern. 😉 Als in meiner ländlichen Heimat dann die ersten italienischen Cafés und Eisdielen dazu übergingen, den Cappuccino mit Milchschaum zu kredenzen, stießen sie anfangs bei den Einheimischen auf Unverständnis: „Des is koa echter Cappu ned! Den macht ma mit Sahne, ned mit aufpumpter Milli!“ 😉
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Der Cappuccino mit geschlagener Sahne war früher bei uns gang und gäbe. Vermutlich weil es an den zur Zubereitung notwendigen Fertigkeiten und Maschinen fehlte. Doch auch der Sahne-Cappuccino ist eine italienische Erfindung. Er heißt dort „Cappuccino con panna“ und ist näher am österreichischen Original, dem Kapuziner, dran, da man auch dort Sahne benutzt. Die wurde allerdings im sonnigen Italien zu schnell schlecht, weshalb man auf die Idee mit der geschäumten Milch kam. So ändern sich die Zeiten.
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Interessant! Das wusste ich noch gar nicht! Danke, Tom, für die Aufklärung.
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Dafür bin ich doch da!
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