Griechische Kaffee-Momente: Tom und der Palast des Phäakenkönigs I

Wellen, Wellen, berghohe Wellen umtosen den König von Ithaka. Sein Floß ist längst zerschmettert. Noch klammert er sich an die geborstenen Stämme. Jetzt droht ihn sein Schiff, einst zu seiner Rettung gebaut, mit hinab zu ziehen auf den Grund des Meeres. Da erscheint ihm Leukothea, eine ihm wohlgesonnene Meergöttin. Sie fleht ihn an sein Boot fahren zu lassen. Schwimmend soll er sich ans Ufer retten. Und sie bietet ihm ihren Schleier zum Schutz an. Boot oder Schleier? Was soll er nur wählen? Und er ergreift den Schleier und wirft sich der brausenden Flut entgegen…

Wie war er nur in diese verzweifelte Lage gekommen? Sieben Jahre hält die bezaubernde Meernymphe Kalypso den Seefahrer Odysseus in ihrem Bann und auf ihrer Insel Ogygia gefangen. Erst Zeus befielt ihr den listenreichen Helden von Troja ziehen zu lassen. In einem letzten Versuch verspricht sie dem Heroen ewige Jugend, sollte er nur bei ihr bleiben. Doch dessen Wunsch nach Ithaka und zu seiner geliebten Frau Penelope zurück zu kehren ist zu stark. So versorgt sie ihn mit Werkzeug, um ein Floß zu bauen, später auch mit Reisekost. Außerdem gibt sie ihm wertvolle Hinweise für die Fahrt und sendet ihm einen günstigen Westwind. Und so verlässt Odysseus die Frau, deren Geliebter er war und tritt die vermeintlich letzte Etappe seiner jahrelangen Reise an.

Der Zeitpunkt für die Reise war gut gewählt. Sein erbitterter Gegner Poseidon befand sich im fernen Äthiopien. Nach 17-tägiger Überfahrt sah er ein Gestade am Horizont. Ist das schon das heimatliche Ithaka? Doch da eilt der unversöhnliche Poseidon heran. Er kann ihm nicht verzeihen, dass er seinem Sohn, dem Zyklopen Polyphemos, das eine Auge ausgestochen hat, nicht wissend, dass der Menschenfresser ein Kind des Meeresgottes ist. Da entdeckt er auch schon das kleine, zerbrechliche Boot des Ithakers und entfesselt einen vernichtenden Sturm. Doch Odysseus schein ihm auch diesmal zu entkommen. Zwei Tage schwimmt der Held von Troja um sein Leben und fast wäre er noch an einem Felsen zerschmettern worden. Dann findet er eine geschützte Bucht an einer Flußmündung.

Der Sturm hat ihm die Kleider vom Leib gerissen. Unter Büschen bricht er völlig erschöpft zusammen und schläft auf Blättern gebettet ein. Geweckt wird er von den Stimmen junger Mädchen, die zum Wäschewaschen an den Fluss. Darunter die schöne Königstochter Nausikaa. Unser Held muss einen wenig vertrauenserweckende Eindruck gemacht haben, zerschunden, schlammbespritzt und nackt, notdürftig den bloßen Körper mit Zweigen und Blättern bedeckend. Doch muss er immer noch attraktiv gewesen sein. Nausikaa kleidet ihn ein, gibt ihm zu essen und weist ihm den Weg zum Palast ihres Vaters, dem Phäakenkönig Alkinoos. Und damit ist klar: wir befinden uns auf Korfu.

Verlassen wir unseren Helden für einen Augenblick und kommen so zum vorerst letzten griechischen Kaffee-Moment. Mangels Reisemöglichkeiten und geschlossener Gastro dürfte die Fortsetzung etwas auf sich warten lassen. In meinem Korfiotischen Kaffeetagebuch habe ich mehrfach die Frage aufgeworfen, wo der Landeplatz des Odysseus gewesen sein könnte und wo einst der Palast des Alkinoos stand. Die Antwort blieb ich stets schuldig. Bis heute! Doch schauen wir uns erst einmal die drei Bewerber an und zwar in der Reihenfolge, in der ich sie aufgesucht habe.

Morgen besuchen wir die drei Anwärter…

Die Schilderungen aus der Odyssee wären ohne Wikipedia nicht möglich gewesen! Bildrechte: Pieter Lastman, Odysseus und Nausikaa, Ölbildnis, 1619, Alte Pinakothek, München, Wikipedia, gemeinfrei, Odysseus am Hofe des Alkinoos, Ölbildnis, Francesco Hayez, Museo di Capodimonte, Neapel, Wikipedia, gemeinfrei.

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Ja, gerne. Lass uns gemeinsam einen griechischen Kaffee-Moment erleben! Wenn Euch mein Beitrag gefallen hat freue ich mich über Eure Unterstützung.

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7 Gedanken zu “Griechische Kaffee-Momente: Tom und der Palast des Phäakenkönigs I

  1. Du hast aus dem trockenen Wikipedia-Inhalt eine schön zu lesende, lebhafte Geschichte gemacht, es war echt ein Genuss. Eine Schwachstelle hat der Mythos allerdings. Nein, nicht den Zyklopen. Auch nicht die Hexe Kalypso oder die Sache mit den Göttern. Aber…

    …eine Königstochter geht zum Wäsche waschen an den Fluss? Da haben die Griechen echt fantasiert… 😉

    Ich schaue gleich mal nach der Fortsetzung 🙂

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