Seattle, Washington, USA, Anfang der 70er Jahre. Traurige Realität in den Cafés und Diners ist Filterkaffee, der in großen Kannen auf der Wärmeplatte vor sich hin dampft – bis der letzte Rest Aroma aufgegeben hat. Das wollten drei Freunde aus San Francisco ändern: die Studienfreunde Gerald Baldwin, Gordon Bowker und Zev Siegl eröffnen Im April 1971 -also vor genau 50 Jahren! – im alten Hafen Seattle am Pike Place 1912 das Kaffee-, Tee- und Gewürzgeschäft „Starbucks Coffee, Tea and Spice“. Ihr Ziel: guten Kaffee verkaufen.
Das änderte sich mit dem Einstieg von Howard Schultz, der ab1983, inspiriert von einer Messe in Mailand, neben den Bohnen auch zubereiteten Kaffee zum Vor-Ort-Verzehr anbieten wollte. Er kündigte bei Starbucks und gründete seine eigene Kaffeebar namens „Il Giornale“, wobei er von seinen früheren Arbeitgebern unterstützt wurde. Zuvor hatte der Paradigmenwechsel zu Kaffeeausschank und Expansion zu Konflikten zwischen ihm und den Starbucks-Gründern geführt. Baldwins, Bowkers und Siegls lehnten eine weitere Expansion über das Stammhaus und drei weitere Filialen ab, da ihrer Meinung nach die Liebhaberei immer Vorrang vor dem Geschäftlichen haben sollte.

1987 kaufte Schulz den Starbucks-Gründern das Unternehmen für 3,8 Millionen US-Dollar ab und begann – mit 11 Läden und 100 Angestellten – mit dessen Expansion. Ab da wurde – neben Kaffee – vor allem Lifestyle verkauft. Starbucks wollte zum „Dritten Ort“ für seine Kunden werden. In den nächsten Jahren expandierte die Kette rapide. 1991 konnte die Gründung der hundertsten Filiale gefeiert werden, seit 1992 ist Starbucks börsennotiert, 1995 begann die Expansion ins Ausland. Heute hat Starbucks über 30.000 Selbstbedienungs-Cafés in 80 Ländern, 158 davon in Deutschland.
Mit dem Erfolg kam auch die Kritik: neben seiner gewerkschaftsfeindlichen Unternehmenspolitik und fragwürdigen Arbeitsbedingungen bei niedrigster Vergütung, fällt Starbucks immer wieder mit seiner Steuervermeidung unangenehm auf. Auch wird immer wieder auf die Abfallproblematik hingewiesen. Zwar dürfen Kunden auch ihre eigenen Becher befüllen lassen, Versuche zum Recycling sind bisher aber gescheitert. Starbucks gibt an, den Kaffee „fair“ einzukaufen und humanitäre Projekte zu Unterstützen, ein Rechtsstreit zwischen äthiopischen Kaffeebauern und Starbucks 2007 belastete allerdings den Ruf von Starbucks als fairer Handelspartner.
2018 verkaufte Starbucks seine Handelssparte an Nestlé. Bei dem Deal ging es um den Vertrieb der Starbucks-Produkte wie Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee. Die 28.000 Starbucks-Cafés weltweit sowie der Vertrieb von Fertiggetränken verblieben beim Franchisegeber mit Hauptgeschäftssitz in Seattle, USA. Der Schweizer Handelsriese verleibte sich lediglich den Kaffeevertrieb ein – und hielt damit seinen schärfsten Konkurrenten auf Abstand, den Konzern der deutschen Unternehmerfamilie Reimann.

Für die Kaffeebauern war dieser Deal allerdings kritisch, da nun Nestlé und Reimann alleine durch ihre Größe in der Lage waren den weltweiten Kaffeehandel zu kontrollieren. Mit dem Einstieg des Getränkeriesen Coca Cola in das Kaffeegeschäft wurde ein wichtiges Gegengewicht geschaffen. Kurz nach dem Starbucks-Nestlé-Deal kaufte Coca Cola die britische Kaffeehauskette Costa Coffee. Die britische Firma Costa ist nicht nur die größte globale Kaffeehaus-Kette nach Starbucks und McCafé, sie ist auch Starbucks größter Konkurrent.
Damit zurück zu Starbucks. Die rechtfertigten den vergleichsweise hohen Preis ihrer Produkte mit der hohen Qualität ihres Kaffees. Das Problem, dass sich mit der Größe der Kaffeekette einstellte: man wollte den Kunden weltweit ein vergleichbares Produkt anbieten. Ein Starbucks-Kaffee sollte also überall auf der Welt gleich schmecken. Das ist aber nur auf einem vergleichsweise niedrigen Qualitäts-Niveau möglich. Da verwundert es nicht, wenn der Espresso von Starbucks im aktuellen Öko-Test schlicht durchfällt: “ Für das fast 25 Euro pro Kilo teure Produkt von Starbucks setze es die Note ‚mangelhaft‘ beim Geschmack. Die Tester beschreiben ihn als brandig und streng, zu bitter und unausgewogen. Auch bemängelten sie den verbrannten Geruch und die dünne Crema.“
Über den Espresso-Test von Öko-Test berichtet Coffeenewstom im Mai!
Titelbild: Image by Alejandro Rodriguez from Pixabay, Bilder: Image by Engin Akyurt from Pixabay, Image by Adam Evertsson from Pixabay; Quellen: Wikipedia, Ökotest, Chip, eigene Berichte.
Jetzt eine schöne Tasse Kaffee?
Ja, gerne. Lass uns gemeinsam einen griechischen Kaffee-Moment erleben!
Wenn Euch mein Beitrag gefallen hat freue ich mich über ein Trinkgeld!
Oder gib einen anderen Betrag ein
Ich bedanke mich für Eure Unterstützung!
Spenden
Danke für Deinen sehr interessanten Bericht, der vieles aufklärt, was die meisten – auch ich – bisher nicht wussten.
LikeGefällt 1 Person
Ja, die Geschichte von Starbucks ist interessant, sagt aber auch viel über uns als Konsumenten aus….
LikeGefällt 1 Person
Da hast Du recht. Man sollte sich als Konsument „an die eigene Nase fassen“.
LikeGefällt 1 Person
auch hier ein klassisches Beispiel von Verdrängungswettbewerb. Der Markt scheint ja stark umkämpft zu sein und das Coca Cola hier auch eine Rolle spielt wusste ich auch nicht ! Zum Schluss bleiben nur die Giganten übrig aber wo ist das nicht so !!!
LikeGefällt 1 Person
Ja, der Kaffeemarkt ist ein Paradebeispiel für ungezügelten Kapitalismus. Der Markt regelt alles – aber nicht im Sinn der Produzenten, sondern im Sinn der Spekulanten.
LikeGefällt 1 Person
In welchen Branchen ist das nicht so !!
LikeGefällt 1 Person
Leider wahr.
LikeGefällt 1 Person
Danke für deine informative Post. Wir müssen zugeben, dass wir noch nie bei Starbucks waren, obwohl der Name doch wohl von ‚Moby Dick‘ entlehnt ist, einem unserer Lieblingsromane.
Alles Gute
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
LikeGefällt 1 Person
Man muss auch nicht Geld für mittelmäßigen Kaffee in Riesenportionen ausgeben. Also trotz „Moby Dick“.
LikeGefällt 1 Person
Ein spannender Werdegang eines Marktführers. Danke dafür, es ist immer schön, so einen Einblick zu erhalten.
Starbucks Cafés habe ich erst so um die Jahrtausendwende herum zur Kenntnis genommen. Damals hat sich kaum jemand Gedanken über die Thematik Einwegbecher gemacht, im Gegenteil, man hatte das Gefühl, so ein Einwegbecher in der Hand sei besonders „hip“.
Geschmacklich? Hm. Da ich selten bei Starbucks Gast bin (ich finde den Kaffee unverhältnismäßig teuer), kann ich nicht so viel dazu sagen. Ich weiß nur, dass beim trinken nicht eben die Sonne am Kaffeehimmel aufgeht, aber grottig finde ich den Kaffee dort auch nicht. Nur stimmt für mich eben das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht…
LikeGefällt 1 Person
Überteuert, mittelmäßiger Kaffee, miese Arbeitsbedingungen, mit Zusätzen zu überzuckert, macht nur Aktionäre froh, Lifestyleprodukt einer elitären Mittelschicht, verdrängt Traditionscafés. Ich habe meinen letzten Starbucks-Kaffee getrunken bevor ich mit diesem Blog angefangen habe. Je mehr ich über die Hintergründe wusste, desto weniger Gründe gab es dort etwas zu kaufen…
LikeGefällt 1 Person
Im Grunde hast du damit das Image, welches Starbucks in meiner Wahrnehmung hat, sehr präzise zusammengefasst.
LikeGefällt 1 Person
Sehenswerte Doku zum Thema Starbucks: https://www.youtube.com/watch?v=Gpj93SLMZS0
LikeGefällt 1 Person
Okay, aber dafür kann man bei denen zwischen dem Latte Macchiato und dem Caffè Latte keinen Unterschied feststellen, was doch schon mal die Wahl erleichtert. Am Brandenburger Tor kamen auch die Kaffeetrinker auf ihre Kosten, die gerne Schlange stehen, und das scheint für manchen entscheidend zu sein. Die müssen sich jetzt – mangels Tourismus – vor Test-Apotheken anstellen. Na, immerhin!
LikeGefällt 1 Person
Gut beobachtet! Ist irgendwie einfach alles in den Becher geschüttet. Vor Corona konnte man das Getränk wenigstens am Glas erkennen. Im Einweg-Papp-Becher ist das unmöglich. Hauptsache die Schlange ist lang, dann muss es ja gut sein….
LikeGefällt 1 Person