Royusch Projekt „Wöchentliche Fotochallenge“ #UNTEN

Mein sechster Beitrag für die Fotochallenge von ROYUSCH-UNTERWEGS. Er schreibt in seinem Blog: „Bei diesem Projekt soll des darum gehen, dass ich einmal pro Woche (Sonntags) einen Begriff vorgebe und Ihr dann die Woche über Zeit habt für Euch einen Beitrag zu erstellen und auf meinen zu verlinken; aber das kennt Ihr ja schon. Auch für dieses Projekt gilt: keiner muss, jeder kann und wie immer nur ein Bild. Hier jetzt der zwölfte Begriff, der lautet: UNTEN.“

Und weiter: „

Das Wort UNTEN stammt von dem mittelhochdeutsch unden(e), undenen, althochdeutsch undenan, zu unter.

Als Beispiele könnte man anführen: sie steht unten auf der Treppe; der Pfeil zeigt nach unten, aber auch diese Bedeutung ist sehr vielseitig.

Hier mal ein paar Beispiele zur Bedeutung des Wortes UNTEN

  • an einer tiefen bzw. tieferen Stelle (die Wäsche liegt unten im Schrank, nach unten gehen, sie winkten von unten herauf)
  • am unteren Ende, an der Unterseite von etwas (etwas unten isolieren)
  • auf dem Boden, dem Grund von etwas (die Sachen liegen ganz unten im Koffer, sie hat alles von unten nach oben gekehrt)
  • am unteren Rand einer beschriebenen oder bedruckten Seite (sdas Wort steht unten auf der zweiten Seite/auf der zweiten Seite unten)
  • im Süden (orientiert an der aufgehängten Landkarte) (er lebt unten in Bayern, da unten)
  • am unteren Ende einer gesellschaftlichen oder Rangordnung (sie hat sich von unten hochgearbeitet)“

Für mich immer eine doppelte Herausforderung. Schließlich muss ich den Begriff der Challenge mit dem Thema meines Blogs kombinieren, nämlich Kaffee. Erst war ich etwas ratlos, dachte ich doch zuerst daran, dass der Betrachter unten steht. Da gäbe es schon was, allerdings ohne jeden Bezug zu Kaffee. Und es sollte ja nur ein Bild sein. Dann habe ich aber die ersten Beiträge von anderen Teilnehmern an der Challenge gesehen, die erstens diesmal deutlich schneller waren als ich und zweitens von oben nach unten fotografierten. Klar, dachte ich, geht natürlich auch – sogar mit Kaffee.

Meine Wahl fiel wieder auf ein Bild von meinem letzten Urlaub auf Korfu, genauer gesagt vom vorletzten Tag. Meinen Nachmittag hatte ich auf Análipsi verbracht, einer Halbinsel südlich der Inselhauptstadt Kérkyra. Neben dem Flughafen gibt es hier einige Reste der antiken Stadt Paleópolis zu bewundern.

Paleópolis, die alte, versunkene Stadt! Hier sollen die Phäaken, das halbmythische Volk wie von Homer besungen, ihre Hauptstadt gehabt haben. Und hier soll König Alkinoos seinen Palast gehabt haben, in dem er den gestrandeten Odysseus bewirtet hat. Nachdem Paleópolis mehrfach zerstört wurde, baute man sie an ihrem heutigen Platz wieder auf. Dabei geriet die alte Stadt fast in Vergessenheit. Doch die Bewohner bezeichneten die Halbinsel Análipsi im Süden Kérkyras immer noch als alte Stadt, auch wenn an sichtbaren Zeugnissen nicht viel geblieben ist.

Kommt man von Kérkyra, dann passiert man erst die wenig spektakulären Grundmauern eines Artemis-Tempels. Den dort ausgegrabenen Gorgo-Medusa-Giebel des Tempels kann man heute im archäologischen Museum Korfu bestaunen. Etwas mehr bietet da schon die Ruine der frühchristlichen Basilika. Von den ursprünglich fünf Schiffen wurden nach mehrfacher Zerstörung drei von den Venezianern wieder aufgebaut. Doch auch hier steht nur noch das Gerippe.

Die meisten der erwähnenswerten Bauten aus klassischer Zeit wurden im Park der Residenz Mon Repos gefunden, die 1832 vom britischen Gouverneur Frederick Adams erbaut wurde. Hier war es auch wo am 28. Mai 1921 ein gewisser Phillip als fünftes und jüngstes Kind von Andreas, Prinz von Griechenland und Dänemark und Bruder des damals regierenden Königs Konstantin I. von Griechenland und Prinzessin Alice von Battenberg geboren – heute besser bekannt als der jüngst verstorbene Prince Philip Mountbatten, Duke of Edinburgh und Prinzgemahl der britischen Königin Elisabeth II.

Das Schloss wirkt heute allerdings verwaist, der Park verwildert. Dazu befindet sich eine illustre Sammlung von Gebäuden auf dem Gelände: ein verlassenes Kloster, ein ehemaliges Wachhaus, ein unfertig aussehendes Konferenz-Zentrum, die Bauruine einer britischen Botschaft, eine kleine Villa, in der Tito gewohnt haben soll, ein eingestürztes Jagdschloss aus dem 19. Jahrhundert, sowie ein quadratischer Pavillon, von dem heute keiner mehr so recht weiß was er ist oder war.

Zwischen dem Jagdschloss und dem Pavillon liegt das Ruinenfeld eines Hera-Tempels aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert sowie die Grundmauern eines römischen Badehauses. Obwohl fast nur Mauerreste erhalten sind, geben diese doch einen kleinen Eindruck von der Stadt, die hier früher einmal gestanden haben muss. Korfu lag früher praktisch an der Grenze zwischen der römischen und der hellenistischen Welt. Außerdem nutzten später viele Römer den für seine Thermen gerühmten Ort für einen klassischen Badeurlaub. Heute sind es mehr die Briten.

Von dem Hera-Tempel – Hera, die Schwester von Göttervater Zeus und gleichzeitig seine Tochter – steht noch ein Teil des Fundamentes, was seine einstige Größe erahnen lässt. Die Reste der Säulen stehen sorgsam aufgereiht vor dem Tempel, so als hätten die Bauarbeiter, die nach einer ausgedehnten Mittagspause gleich auf die Baustelle zurückkehren, ihr Material für den nächsten Bauabschnitt vorbereitet. Im hintersten Winkel des Parks ist allerdings das beeindruckendste Zeugnis auf der Insel aus archaischer Zeit. Das mit dem hintersten Winkel ist deshalb für die Handling wichtig, weil das die größtmögliche Entfernung zu meinem Roller und damit zu meinem in Kassiópi erworbenen gelben Ölzeug bedeutete und es in diesem Augenblick begann wie aus Kannen gegossen zu regnen.

Aufgeben wollte ich allerdings nicht und fand schließlich meinen Weg zu einem der mythischsten Orte auf Korfu. Schon dessen Auffindung klingt wie aus einer homerischen Sage geklaut: unterhalb des Parks entspringt die Kardáki-Quelle, der man schon von alters her wundersame Kräfte zuspricht. Denn wer einmal aus ihr getrunken hat, der soll auf ewig Sehnsucht nach der Insel Korfu haben. Als 1822 die Quelle plötzlich versiegte, grub man am Hang zwischen Strand und Park und fand dabei diesen Tempel aus dorischer Zeit und nannte ihn nach der Quelle Kardáki-Tempel. Das gute an dem Regen war, dass ich den Tempel praktisch für mich alleine hatte. Kaum der Erwähnung wert: je näher ich am Rückweg meiner Regenkleidung kam, desto weniger Regen prasselte auf mich herab. Am Roller angekommen blieb er dann für den Rest des Tages aus.

Praktisch, weil ich mit meinem Programm noch nicht ganz fertig war. Es ging noch weiter Richtung Süden bis zum Ender der Halbinsel Análipsi, genauer gesagt nach Kanóni. Je südlicher man kommt, desto höher windet sich die Straße und desto teurer sehen die Villen und Hotels aus. Ganz oben gibt es zwei Cafés. Darunter das Skyview, einer der modernen Hotspots der Insel. Von hier aus hat man den besten Blick auf die Start- und Landebahn des Flughafens – ein Eldorado für Fotographen und Planespotter. Da aber dank Corona nur gefühlt etwa sieben Flugzeuge pro Tag starteten oder landeten, ließ ich diesen Programmpunkt aus.

Stattdessen ging ich lieber in das Kafenion Kanóni, dass da bereits seit 1864 seinen Platz hat, übrigens neben der namensgebenden Kanone, die während der napoleonischen Kriege von den Franzosen hier aufgestellt wurde. Von der Terrasse aus hat man übrigens einen phantastischen Blick auf einen Steg, der die Halbinsel mit dem Vorort Pérama verbindet und nur von Fußgängern genutzt werden darf. Doch es gibt noch mehr zu sehen unten: ebenfalls über einen Steg erreichbar liegt das kleine Kloster Vlachéra vor dem Hintergrund der „Mäuseinsel“ Pontikoníssi, mit der wir wieder einmal bei Odysseus wären. Auch von dieser Insel wird behauptet, sie wäre das versteinerte Schiff der Phäaken, dass den Helden zuhause in Ithaka abgesetzt hatte und kurz vor der Rückkehr in den heimatlichen Hafen den Zorn des Poseidon zu spüren bekam. Von der österreichischen Kaiserin Sisi ist bekannt, dass sie gerne zur Mäuseinsel hinüberschwamm – zum Leidwesen ihrer Leibwache – und sich dort etwas ausruhte. Kloster Vlachéra und Pontikoníssi bilden jedenfalls das Unten meines heutigen Fotobeitrags.

Bei einem Cappuccino Freddo ließ ich die letzten Tage Revue passieren. Morgen würde mein letzter Tag auf Kérkyra sein. Der Wetterbericht war mal wieder wenig vielversprechend, weshalb ich meinen Plan zumindest kurz auch die Insel Páxos zu besuchen aufgab. Dabei nippte ich immer mal wieder an meinem Wasser, was, wie ich nun befürchten muss, aus der Kardáki-Quelle stammte.

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29 Gedanken zu “Royusch Projekt „Wöchentliche Fotochallenge“ #UNTEN

  1. Mit einem Kaffee auf Korfu kann ich leider nicht dienen, war aber selbst vor ein paar Jahren auf der griechischen Insel ! Mir hat es sehr gut gefallen obwohl ich Kreta oder Rhodos vorziehen würde. Einen Besuch ist sie aber allemal wert !

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    1. Auf Kreta war ich noch nicht – steht auf der Nach-Corona-zu-erledigen-Liste ganz oben! – aber auf Rhodos. Korfu ist halt anders. Mir hat es dort jedenfalls sehr gut gefallen. Vielleicht ist Korfu nicht nur die grünste, sondern auch die britischste der griechischen Inseln (und damit irgendwie die europäischste). Ich könnte mir sogar vorstellen hier heimisch zu werden. Aber auf welcher griechischen Insel könnte man das nicht?

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          1. Das sind ja ein ganze Menge super ! Es sind auch kleine Inseln dabei die man mit dem Flugzeug nicht anfliegen kann. Denke da muss die Überfahrt mit dem Schiff erfolgen.
            Kreta ist eben die größte Insel und die kann man in einem Urlaub nicht schaffen. Sie hat immerhin eine Länge von rund 200 km.
            Der Unterschied zu Rhodos hält sich aber in Grenzen. Kreta hat höhere Berge aber anschonsten ist sie schon mit Rhodos vergleichbar. Ich wollte letztes Jahr hin , habe auch schon gebucht aber da hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht !!! Vielleicht dieses Jahr in Richtung Herbst wenn es dort noch warm ist !!

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                  1. Ja im Urlaub hat jeder so seine Vorstellungen! Ich halte es am Strand schon aus und chillen tut auch gut ! Nach 2 Tagen kann ich aber eine Tour dann machen! Dann wieder 2 Tage Strand und wieder Tour! So ist es mir am liebsten! Stress habe ich das ganze Jahr! Was ich nicht mache ist am Pool liegen ! Das kann ich Zuhause im Freibad! Meer muss es definitiv sein !!

                    Gefällt 3 Personen

                    1. Den direkten Vergleich mit Kreta kann ich nicht ziehen, da ich dort noch nicht war. Was ich an Bildern bereits gesehen habe, mag das für die Strände durchaus zutreffen. Auch, was die klassische griechische Kultur betrifft, dürfte Kreta mehr zu bieten haben. Allerdings mit dem Rollen keinesfalls zu bewältigen. Dafür ist Korfu grüner und im Sommer nicht so heiß. Und Sisi und Kaiser Wilhelm Zwo kann Kreta auch nicht bieten. Ich fand die Phäakeninsel super, das Königreich Minos steht aber ganz oben auf meiner To-do-Liste…

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                    2. Griechenland darf man eh nicht im Hochsommer. Am besten im Juni oder Mitte September. War auch mal im Oktober und es war super !
                      Beide sind wirklich schön und den Favoriten muss man selber für sich wählen !

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  2. Vielen Dank Tom, dass auch du wieder mit diesem sehr interessanten Beitrag bei meiner Challenge dabei bist 🙂
    Bei deinem Cappuccino Freddo, sieht man ganz klar, dass der Kaffee immer „unten“ ist 😉
    Liebe Grüße
    Roland

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  3. Eine beeindruckende Auswahl an griechischen Inseln, die du schon besucht hast. Symi ist mir von einer Freundin als absoluter Geheimtipp angepriesen worden. Grundsätzlich bevorzuge ich eher kleine, ruhigere und eher unbekannte Inselchen als solche, wo schon jeder mal war. Eventuell sind es Länder wie Griechenland, Spanien oder Italien, die in diesem Sommer am ehesten besucht werden können. Aber das muss sich noch zeigen. Ich hoffe es sehr.

    Liebe Grüße
    Kasia

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    1. Symi war eher was für einen Tagesausflug. Kein Wunder, dass sie auch die Insel der Schwammtaucher genannt wird, denn im Sommer heizt sie sich sehr auf, es gibt kaum Schatten und da ist es unter Wasser sicher besser. Für einen ganzen Urlaub wäre es mir da zu heiß, zu klein und zu – pardon! – langweilig. Aber als Ergänzung zu Rhodos sehr passend. Ich hoffe, dass wir bald wieder reisen dürfen. Bei Griechenland wäre ich dabei. Ob das allerdings dieses Jahr schon was wird, bezweifle ich. Außerdem ist coronabedingt in meiner Reisekasse chronische Ebbe… Gruß Tom

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  4. Dankeschön für die lobende Erwähnung und Verlinkung, es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag so gut gefallen hat 😉 Liebe Grüße und einen schönen Abend!

    Kasia

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