Korfiotisches Kaffee-Tagebuch: Neue Festung von Kérkyra

Die alte Hauptstadt von Korfu, die Paleopoli, lag früher auf der Kanoni-Halbinsel. Doch nach einer Zerstörung im Jahr 550 durch den Goten Totila, baute man sie nicht dort wieder auf, sondern an einem Ort, von dem man sich versprach, dass er besser zu verteidigen sei. Und dazu gab es mehr als genügend Gelegenheiten: bereits 303 v. Chr. verwüstete der Spartaner Kleonymos und nur vier Jahre später der sizilianische Tyrann Agathokles.

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466 n. Chr. waren zuerst die Vandalen dran, 550 besagte Goten, gefolgt von Piraten in den Jahren 933 und 1032. 1081 wird Korfu von dem Normannen Robert Guiscard, Herzog von Apulien und Kalabrien, erobert, 1149 holt sich Byzanz die Insel zurück, um sie dann 1185 wieder an Sizilien zu verlieren. Sechs Jahre später ist Byzanz wieder an der Reihe, 1199 nehmen die Genueser unter Vetrano die Insel ein. Letzterer wird 1206 von den Venezianern besiegt und gehängt.

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Jetzt versuchen die Venezianer die Insel als ihren Vorposten auszubauen. Was andere Mächte nicht davon abhalten kann mal auf eine Plünderung vorbeizuschauen: 1214 Michael Douca, der Despot von Epirus, 1286 Berenger Villaraut aus Neapel, 1291 Roger Loria aus Aragon, 1303 Roger de Flor aus Katalonien und 1373 Jacques de Baux, Titularkaiser von Konstantinopel. Schließlich bitten die Korfioten 1386 Venedig die Insel zu übernehmen. Die Venezianer legen daraufhin den Grundstein für die Festungsanlagen von Kérkyra.

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Schon nach dem Überfall der Goten nutzte Man den Felsen vor der Bucht als natürliche Verteidigung. Spätestens die Byzantiner errichten hier im achten Jahrhundert eine Festungsanlage. Im Inneren war Platz für eine kleine mittelalterliche Stadt. Doch allmählich wurde der Felsen zu klein. So wurden immer mehr Häuser vor der Festung gebaut. Die Venezianer waren es schließlich, die den Felsen durch einen Graben von der Stadt trennten.

Mit der Weiterentwicklung der Waffentechnik durch die Erfindung des Schießpulvers wurden auch neue Verteidigungssysteme notwendig. 1576 gestalteten deshalb die Venezianer die Stadt grundlegen um. 2.000 Häuser vor der alten Festung wurden für ein freies Schussfeld geopfert – heute ist hier die berühmte Esplanade „Spianada“. Auf dem Hügel San Marcos legten sie den Grundstein für die neue Festung, die besser gegen Kanonenkugeln gefeit war und selbst mit ihren Geschützen die Stadt verteidigen konnte. Für den Festungsbau benutzte man auch Material von den abgerissenen Gebäuden.

Gleichzeitig wurde die Stadt mit einer Mauer und weiteren Verteidigungsanlagen umgeben. Zur Hochzeit der Festung standen hier über 700 Geschütze, von denen einige bis nach Albanien reichten. Der Eingang zur neuen Festung selbst liegt auf der der See angewandten Seite und ist vergleichsweise klein. Umso gewaltiger dafür die Mauern der Festung, der äußere Schutzwall dazu geneigt, damit feindliche Kugeln daran abgleiten.

Von den Wällen der Burg hat man einen unvergleichlichen Blick auf die Altstadt, hinter der sich der Felsen der alten Festung erhebt. Die innere Festung selbst ist schmucklos und mutet fast modern an, schnörkellos, zwechmäßig und schlicht. Dieser Verteidigungstechnik dürften Bunkeranlagen für den I. und II. Weltkrieg nachempfunden worden sein. Man blickt nur auf schmale Schießscharten. Die Innenräume sind derzeit nicht besuchbar.

Unter der Festung sollen mehrere Gänge in die Stadt und zur alten Festung führen und ein riesiger Wasserspeicher soll die Soldaten im Belagerungsfall versorgt haben. Genaueres ließ sich von mir nicht recherchieren. Fertig wurde der Bau, der an mehreren Stellen das eingemauerte Wappen Venedigs trägt, erst 1645, also nach knapp 70 Jahren. Die neue Festung wurde kürzlich renoviert und beherbergt heute Gemälde-, Foto- und Skulpturausstellungen, sowie Konzerte und andere wichtige Kunstaktivitäten.

An der Zerstörung einiger Teile der alten wie der neuen Festung ist übrigen nicht nur der II. Weltkrieg schuld: einige der Anlagen litten schon bei der Einnahme durch die Britten, wurden zum Teil allerdings von ihnen wieder auf- und ausgebaut und durch weitere Gebäude ergänzt. Auch haben sie bei der Übergabe der Insel an Griechenland 1864 verschiedene Bastionen und Anlagen geschliffen oder gesprengt.

1923 und 1940 haben dann die Italiener die Stadt bombardiert, 1944 die Deutschen im Kampf gegen Italiener. Westalliierte Bomberverbände flogen zahlreiche Luftangriffe auf Korfu. Dabei wurde Korfu-Stadt im Juni 1944 teilweise zerstört. Und 1946 bekommen die Albaner noch Gelegenheit etwas zur Zerstörung der Stadt beizutragen.

Genug der Kriege! Jetzt geht es erst zum „En Plo“ und einem der schönste Kaffee-Fotos des Urlaubs und dann ist ja auch noch die Altstadt dran… 

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