#FREITAG13: Aktionstag gegen Starbucks

Für die einen ist es ein Stück Lebensgefühl, ein Symbol dafür, dass man dazugehört und sichtbares Zeichen, dass man es sich leisten kann: Kaffeetrinken bei Starbucks. Um dieses Image zu fördern hat das Unternehmen auch nichts ausgelassen: Coffeeshops in bester Lage, gepflegte Wohnzimmeratmosphäre und natürlich W-Lan. Die Starbucks-Filialen haben natürlich auch im Corona-Lockdown für Laufpublikum geöffnet, während das kleine Café um die Ecke die Lohnkosten nicht stemmen kann.

Für die anderen ist es eine tägliche Arbeitshölle. Sie sind unterbezahlt und überfordert. Dabei wird ihnen ein Recht oft vorenthalten, nämlich das eines unbefristeten Arbeitsvertrages. Statt dessen werden sie mit Kettenbefristungen hingehalten. Klar, dass gerade in einem solchen Betrieb demokratische Mitbestimmung durch eine Mitarbeitervertretung und einen Betriebsrat nur stören würde, obwohl bitter nötig. Und die horrenden Gewinne fließen dank eines Lizenzgebühren-Systems komplett ins Ausland.

Dagegen möchte die Aktion gegen Arbeitsunrecht vorgehen und ruft deshalb für heute, Freitag, den 13. November 2020 zum Konsumboykott bei Starbucks auf: „Starbucks hat nur in einem Bruchteil seiner rund 165 Filialen (Stand 2019) eine demokratische gewählte Mitarbeitervertretung nach Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Nach unserem Wissen existieren weniger als 15 Betriebsräte. Das Starbucks-Management bekämpft aktive Betriebsräte systematisch durch Schikanen, Kündigungsversuche und juristische Tricks. Engagierten Gewerkschafter*innen und Betriebsratsmitglieder droht bei Starbucks Kündigung, Mobbing und systematsiche Zermürbung.“

Deshalb hat die Arbeitsrechts-Initiative in mehreren Städten Proteste vor Starbucks-Filialen geplant, darunter Berlin, Hamburg, Duisburg, Siegen und Nürnberg, sowie vor Supermärkten, die Starbucks-Produkte verkaufen. „Die Aktion gegen Arbeitsunrecht fordert Starbucks auf, die sachgrundlose Ketten-Befristung der Beschäftigten zu beenden: Reguläre unbefristete Festanstellungen sind die Basis für eine demokratisch verfasste, selbstbewusste Belegschaft. Ketten-Befristungen hingegen ermöglichen willkürliches Feuern gerade von gewerkschaftlich engagierten Mitarbeitern.“ Darüber hinaus ruft die Arbeitsrechtsinitiative zum unbefristeten Konsumt:innen-Streik gegen Starbucks und seine Produkte auf.

„Unabhängige Mitarbeitervertretungen wären gerade für eine globalen Konzern wie Starbucks wichtig. Die größte Kaffeehaus-Kette der Welt erwirtschaftet Milliardenprofite auf dem Rücken ihrer Beschäftigten. Starbucks schafft Gewinne nahezu steuerfrei außer Landes und schädigt somit auch die Allgemeinheit. Über Finanztricks, ausgeklügelte Franchise-Lizenzen und die Steueroase Niederlande fließen fast 99% der Gewinne aus Deutschland ab.“

#Freitag13 ist ein Aktionstag gegen Fertigmacher, Union Buster und Anwälte des Schreckens. Die Aktion gegen Arbeitsunrecht führt das Format zusammen mit befreundeten Initiativen, lokalen Komitees und Organisationen seit 2015 inzwischen zum zehntenmal durch. In der Vergangenheit hat #FREITAG13 deutliche Imagekorrekturen von Unternehmen bewirkt, mitunter wirtschaftlichen Turbulenzen: Deliveroo verließ Deutschland fluchtartig, Tönnies droht akut das Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in Schlachthäusern, H&M hatte einen massiven Kurseinbruch zu verzeichnen, ToysRUs ging Pleite.

Die Aktion gegen Arbeitsunrecht versucht, die Macht der Lohnabhängigen in ihrer Rolle als Konsumenten auszubauen. Wer also auf Nachhaltigkeit bei seinem Kaffee wert legt, der sollte sein Engagement nicht nur auf bunte Nachhaltigkeits-Siegel, die nahelegen, man würde in den Anbauländern den Regenwalt schützen, sondern auch darauf achten, dass der Barista vor Ort zu fairen Bedingungen angestellt wird. Oder gleich auf Kaffee aus übermächtigen Kaffeeketten verzichten!

 

Quelle: aktion ./. arbeitsunrecht e.V.; Bildrechte: Engin Akyurt auf Pixabay.de (2x), aktion ./. arbeitsunrecht e.V (2x),

 

2 Gedanken zu “#FREITAG13: Aktionstag gegen Starbucks

  1. Nun habe ich wegen der schlechten Arbeitsbedingungen schon meinen Amazon-Account gelöscht, gebe den Paketzustellern jedes Mal ein gutes Trinkgeld und soll jetzt auch noch auf Starbucks verzichten???!!! – ‚tschuldigung, ich beliebe zu scherzen. Starbucks war mir schon herzlich unsympathisch, nachdem ich zum ersten Mal nach der Bestellung meinen Vornamen nennen sollte, und der dann vom Barista (???) durch die damals gerade neu eröffnete Filiale am Pariser Platz gebrüllt wurde. Ich bevorzuge definitiv den guten alten Kaffeehausstil mit Bedienung am Tisch.

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  2. Amazon, Zalando, Uber, Starbucks – wir lassen immer mehr Dienstleister für uns arbeiten, die dann von ihrer Arbeit nicht leben können,. „Soll er’s halt nicht machen, wenn es so schlecht ist!“, hört man dann gerne mal. Dabei wird aber übersehen, dass der Druck der Jobcenter (Arbeits- und Sozialämter) immer stärker wird.

    Ein Kollege von mir war langjähriger Taxifahrer in Wien. Seine Firma machte wegen der von Uber verursachten Umsatzeinbrüche dicht. Die Dame am Arbeitsamt sagte zu ihm: „Taxifahrer? Das ist ja super! Sie können bei einem Mietwagenunternehmen sofort als Uberfahrer anfangen!“ Als er sagte, dass er nicht für die arbeiten wird, die ihm das Geschäft kaputtgemacht und ihn um den Job gebracht haben, meine die Sachbearbeiterin: „Oh, dann müssen wir mal sehen, ob Sie die vollen Bezüge bekommen können!“

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