Nur etwa zwei Ecken entfernt vom Café Bristol liegt der Plateia Dimarchiou, ein Platz, der nicht nur Raum für einen kleinen Markt bietet, der hier von Zeit zu Zeit abgehalten wird, sondern auch eine Art erweiterten Außenbereich für die Lokale darum herum bietet. Hier suche ich – nach einer Empfehlung meines ADAC-Reiseführers – die erste Adresse für Loukoumades der Insel.

Loukoumades sind frittierte Hefeteigkugeln, Doughnuts oder Krapfen vergleichbar, eine Speise, wie sie in Variationen von Albanien über Griechenland und die Türkei bis weit in den arabischen Raum als Lokma bekannt ist Auf der Seite eines portugiesischen Kochs habe ich ein ähnliches Rezept gefunden, dass dort in etwa Venezianische Teigbällchen genannt wurde. Der wahre Erfinder dieser Süßspeise wird sich wohl längst aus dem Staub der Geschichte gemacht haben.

In Griechenland haben Loukoumades eine lange Tradition. Im Prinzip bestehen sie aus einem einfachen Hefeteig, mit oder ohne Zimt, der zu kleinen Kugeln geformt und in heißem Öl ausgebacken wird. Die fertigen Bällchen werden mit Zucker bestreut oder mit Honig übergossen. Traditionelle Toppings sind Pistazien oder Walnüsse. Während sie gemeinhin als Nachtisch gelten, werden sie in Griechenland auch mal zum Frühstück gegessen oder zu Feiertagen serviert. Loukoumades ist übrigens der Plural von Loukoumada, da aber keiner nur einen davon essen wird ist die Mehrzahl allgemein gebräuchlich.

Korfu ist der einzige Ort in Griechenland, wo Loukoumades auch Tiganites genannt werden, beziehungsweise in einer Version mit Rosinen im Teig Tzlatia. Die Tradition kennt die Süßspeise als eine Errungenschaft, die die Venezier auf die Insel gebracht haben, wie in dem Buch „Korfu, ein Blick durch die Zeit, 1204 – 1864“ von Ninetta Laskari beschrieben. Traditionell wurde diese Speise während der Nachtwache vor dem St.-Spyridon-Tag am 12. Dezember gereicht, die dem Heiligen gewidmet war.

St. Spyridon hat eine große Bedeutung für Korfu. Der Bischof von Zypern soll 325 am Konzil von Nicäa teilgenommen haben. 1453 kamen seine Gebeine nach Korfu und werden dort in einer ihm geweihten Kirche verehrt. Die enge Verbindung zwischen den Loukoumades und St. Spyridon gibt es so übrigens nur auf Korfu. Im übrigen Griechenland tritt St. Andreas an seine Stelle.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten gab es Loukoumades, beziehungsweise Tiganites und Tzlatia nur zu Feiertagen. Inzwischen sind sie eine gängige Leckerei, die es das ganze Jahr über gibt. Seit den 60er Jahren haben immer mehr Bäckereien Loukoumades verkauft, eine Entwicklung, die in den 90er Jahren ihren Höhepunkt hatte. Der Ort, an dem ich sie eingenommen habe, die Bäckerei Stazei Meli, ist als eine der besten Adressen dafür bekannt. Und tatsächlich: der Weg durch den Regen und das Warten auf einen freien Platz hat sich gelohnt. Die Teigbällchen und der griechische Kaffee entschädigten mich für die Nässe, die langsam aber sicher durch meine Kleidung kroch. Außerdem musste ich meinen Platz mit der Hauskatze teilen…

Apropos Regen: für die Rückfahrt auf dem Roller habe ich mir für drei Euro eine Regenhaut gekauft. Die war allerdings nach den acht Kilometern weitestgehend zerfetzt. Ich werde mich wohl um adäquaten Ersatz bemühen müssen. Für morgen ist wieder Regen angesagt, obwohl ich doch großes vor habe… Diesmal geht es nämlich zu einem echten Highlight der Insel, dem Achilleion. Doch vorher probieren wir noch den Kaffee im Barista Street Café…
…zum Frühstück, sag ich doch!!!
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Geht erstaunlicher Weise auch nachmittags…
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…und abends als Nachtisch und als ein Mitternachtsschmankeler ginge es auch noch. *grins*
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Diese Teilchen sehen echt lecker aus!
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Das sind sie auch. Ich muss mal probieren sie selber zu machen.
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Ja mach mal und schreib dann, ob es was geworden ist
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Ich werd’s hier posten!
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Jetzt wo Alex das sagt: Loukoumades gingen zu jeder Tages- und Nachtzeit als Speise durch! Sogar während der Fastenzeit!
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