Der Name steht schon so lange für feinste Konditorwaren in München, dass man meinen könnte, es handle sich um ein Ur-Münchner Traditionsunternehmen. Das aber stimmt nur halb. Die Geschichte des Cafés Kreutzkamm in München beginnt nämlich vor beinahe 200 Jahren im 460 Kilometer entfernten Dresden. Dort stellt der 25jährige Jeremias Kreutzkamm aus Quedlinburg am 16. März 1825 den Antrag auf Erteilung des Bürgerrechts und bittet gleichzeitig um die Konzession, ein Conditorei-Geschäft betreiben zu dürfen. Das bald blühende Unternehmen machte sich vor allem mit seinem Christstollen einen internationalen Namen. Bis der 2. Weltkrieg dem ein jähes Ende setzte.
Da an einen Wiederaufbau in Dresden unter den damaligen Verhältnissen nicht zu denken war, startete Fritz Kreutzkamm, der Enkel des Firmengründers und Inhaber in der dritten Generation, in München neu. 1951 eröffnete er in der Münchner Burgstraße das Café Guglhupf, dann übernahm man das Café Eyhrich in der Maffeistraße, das bald zum neuen Stammhaus wurde. Dazu kam in den 60er Jahren das Café Monopteros, das man aber wieder aufgab. Allerdings etablierte sich bald eine Filiale in der Maxburg.
Die nunmehr vierte Generation der Konditoren-Familie Kreutzkamm eröffnete kurz nach der Wende wieder einen Filialbetrieb in Dresden. Am Altmarkt baute man ein Café im historischen Stil, während man in der Münchner Maffeistraße verkleinern musste – schon damals wuchsen die Mieten ins unbezahlbare. Dabei wurde wohl mehr auf Zweckmäßigkeit Wert gelegt, als auf Ambiente.
Dies sollte sich im Mai 2019 ändern: Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller – die nunmehr fünfte Generation! – lies das Café nach Abbildungen einer Festschrift aus dem Jahr 1925 im Jugendstil renovieren. So bleibt das Café zwar klein, doch in der Einrichtung folgt es einer eher klassischen Kaffeehaustradition, die ihre Blüte auch einmal in München hatte. An der Decke hängt ein bis ins kleinste Detail nachgearbeiteter Kronleuchter, der schon im Jahr 1925 im Café Kreutzkamm hing. Die Wände zieren Tapeten im Jugendstil, die erstaunlich zeitlos wirken. Alte Bilder und Postkarten über den Thonet-Stühlen und der langen Lederbank erinnern an eine Zeit, als in München noch mehr Pferdekutschen als Automobile fuhren.
An der Stirnseite hängen Portraits von Jeremias Kreutzkamm, Firmengründer vor 195 Jahren, nebst Gemahlin. Ein kleiner Verweis darauf, dass man sich weiterhin der Familientradition verpflichtet fühlt. So ließ man in der Münchner Maffeistraße ein Stück Kaffeehausherrlichkeit wiederauferstehen. Da Plätze dieser Art immer rarer werden, ein erhaltenswertes Gut.
Café Kreutzkamm, Maffeistraße 4, München-Altstadt: Öffnungszeiten: Montag – Freitag 08:00 – 19:00 Uhr, Samstag 08:30 – 19:00 Uhr, Sonntag 12:00 – 18:00 Uhr.
Zum Café Kreutzkamm am Tegernsee geht es hier!
Quellen: Unternehmensseiten, Süddeutsche Zeitung, Münchner Abendzeitung.