Das Wiener Central

Das Central ist kein Kaffeehaus! Das Central ist DAS Kaffeehaus! Zumindest aus Wiener Sicht betrachtet. Schon der Schriftsteller Alfred Polgar schrieb: „Das Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung.“

1876 von den Brüdern Pach eröffnet wurde es schnell zum zentralen Punkt des kulturellen Lebens der Stadt, vor allem, nachdem das knapp 20 Jahre ältere Café Griensteindl seine Pforten Schloss und die Prominenz nur noch eine Adresse hatte. Der Schriftsteller Peter Altenberg nahm das sogar wörtlich: er ließ sich seine Post gleich im Central zustellen. Von ihm wurde auch gesagt, dass wenn er dort einmal abwesend war, er sich sicher gerade auf dem Weg dorthin befände. Wohl auch deshalb hat man ihm an seinem Stammplatz ein Denkmal gesetzt.

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Eine Aufzählung der Stammgäste erübrigt sich. Es waren einfach alle. Viele sind es noch bis heute. Und wenn ich „alle“ sage, dann bedeutet dass die ganze Avantgarde und schreibenden Zunft der Kaiserstadt. Auch der eine oder andere Politiker war und ist darunter. Nicht nur das Burgtheater ist in unmittelbarer Nähe, sondern auch das Bundeskanzleramt, das Innenministerium und das Europaministerium sind in unmittelbarer Umgebung, auch die ungarische Botschaft, der österreichische Verfassungsgerichtshof und die Parteizentrale der SPÖ sind praktisch Nachbarn. Und auch das Parlament, das Rathaus und die Universität sind nicht wirklich weit weg.

So wundert es auch nicht, dass der damalige Ministerpräsident Heinrich Clam-Martinic vom Ausbruch der russischen Revolution nicht in seinem Amtszimmer, sondern im Central erfahren haben soll. Ihm wird auch der Ausspruch zugeschrieben „Wer soll denn schon Revolution machen? Vielleicht der Herr Bronstein aus dem Café Central?“ Gemeint war Leo Trotzki, bürgerlich Bronstein, der seit Oktober 1907 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als Emigrant in Wien lebte und regelmäßig im Central Schach spielte.

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1943 zerbombt wurde es erst 1975 wiedereröffnet, im Jahr des Denkmalschutzes wurde das Palais Ferstel, die Heimat des Central, renoviert. 1986 wurden die Räumlichkeiten nochmals aufwendig renoviert und auf den Stand gebracht, den Wiener wie Touristen bis heute schätzen und lieben. Und so ist das Central – wieder – ein Tempel der Wiener Kaffeehauskultur.

Café Central Wien im Palais Ferstel, Ecke Herrengasse / Strauchgasse, Wien; Öffnungszeiten: Montag – Samstag – 07:30 – 22:00 Uhr, Sonn- und Feiertag 10:00 – 22:00 Uhr, Klaviermusik täglich von 17:00 – 22:00 Uhr.

 

Zum Gedicht „Kaffeehaus“ von Peter Altenberg geht es hier!

Weitere Wiener Kaffeehäuser: Hawelka, Café Goldegg, Hotel Sacher, Café Gloriette.

Die schönsten Kaffeehäuser der Welt: das Bečka kafana Viennesse Café im Hotel Europa, Sarajevo; das Café Gerbeaud in Budapest; das Kavárna Obecní dům in Prag; das New York kávéház in Budapest; das Bazar in Salzburg; das Tomaselli in Salzburg; das Gresham Palace in Budapest; das Grand Café Huguenin in Basel; das Café Sacher in Innsbruck; das Kaffeehaus erste Liebe in Freiburg im Breisgau; das Dallmayr in München; das Odeon in Zürich; das Wiener Café in Sarajevo; das Central in Innsbruck; das Roncalli Grand Café im Levantehaus in Hamburg; das Mariandl, Café am Beethovenplatz in München.

 

Bildrechte: Thomas Ledl/Wikipedia.de, Andreas Faessler/Wikipedia.de, Philipp von Ostau/Wikipedia.de; Quellen, Wikipedia, Unternehmensseite, „Das Wiener Kaffeehaus“ aus dem Insel-Verlag.

 

2 Gedanken zu “Das Wiener Central

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