So entsteht der Kaffee-Preis

Erstmal: den Kaffee-Preis gibt es nicht! Da spielen Qualität und Sorte eine zu große Rolle. Trotzdem ist immer wieder vom Weltmarktpreis die Rede. Ein genauer Blick auf dessen Zusammensetzung lohnt sich, will man den Kaffeehandel besser verstehen.

Schon direkt nach der Ernte ist der Preis verschiedensten Faktoren unterworfen. Das beginnt bei der Qualität der Kaffeesorte. Außerdem bestimmen Nachfrage und Lagerbestand bei der Preisfindung eine Rolle. dazu kommen Faktoren, wie die technischen Voraussetzungen bei Anbau, Lagerung und Weiterverarbeitung dazu. Und auch der Zwischenhandel will hier mitverdienen.

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Macht sich der Kaffee auf die Reise nach Europa, dann kommen Zusatzkosten mit ins Spiel, wie Transportkosten, Rohölpreise oder Versicherungen. Und nicht zuletzt spielt der Dollar eine wichtige Rolle. Kaffeegeschäfte werden in aller Regel in US-Dollar abgeschlossen. Steigt der Dollar, dann steigt automatisch auch der Kaffeepreis. Jetzt hat die Stunde der Börse geschlagen: Warentermingeschäfte, Differentialgeschäfte und Hedge-Operationen nehmen jetzt Einfluss auf den Preis.

Der Warenterminhandel von Kaffee läuft über die Börsen von London und New York. Oft werden diese Geschäfte schon Monate vor der Ernte abgeschlossen. Sie sind so etwas wie eine Wette auf den Kaffeepreis bei Vertragserfüllung. Differentialgeschäfte dagegen leben von diesem Unterschied zwischen dem festgelegten Preis bei Vertragsabschluss und dem Börsenwert bei Vertragserfüllung. Gleichzeitig wird mit Hedge-Operationen versucht möglichen Preisschwankungen gegen zu steuern und so Verluste auszugleichen oder zu minimieren. Auch, wenn nur Standardqualitäten zum Terminhandel zugelassen werden, spricht man davon, dass jeder Sack Kaffee mindestens einmal an einer der beiden Börsen – der Intercontinental Exchance in New York für Arabika- und der Euronext in London für Robusta-Kaffee – gehandelt wurde.

fair Trade

Wer jetzt meint, dass in diesem Artikel bisher wenig bis gar nicht vom eigentlichen Kaffee oder vom Kaffeebauern die Rede ist, der liegt richtig. Während ein Börsenmakler einer Preisschwankung mit geschickten Transaktionen gegensteuern kann, hat der Kaffeefarmer diese Möglichkeit nicht. Ernteausfälle, Kostensteigerungen oder Währungsschwankungen gehen voll zu seinen Lasten, während die eigentlichen Gewinne an der Börse, beziehungsweise erst nach der Weiterverarbeitung in Europa gemacht werden, also mit dem risikolosen Teil des Geschäftes.

Gegensteuern kann hier nur der Kunde. Mit Fair Trade oder – besser noch – Direct Trade kann der Verbraucher dafür sorgen, dass zumindest etwas Geld beim Bauern und seinen Mitarbeitern ankommt. Unter den Anbietern in Deutschland gibt es viele Kenner und Liebhaber guten Kaffees, für die ein Sack Bohnen eben mehr ist, als nur irgendeine Ware. Für Börsianer hingegen ist Kaffee eine Ware wie Rohöl, Gold, Weizen oder Sand. Durch seinen Kauf kann der Kunde aber mitbestimmen, wer an seiner morgendlichen Tasse Kaffee verdienen soll und wer nicht.

 

Bildrechte: bluedesign/fotolia.com, Fairtrade Pressefoto/Nathalie Bertrams, Marco2811/fotolia.com, Quelle: Deutscher Kaffeeverband.

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