Angeregt wurde ich durch einen Beitrag meiner lieben Blogger-Kollegin Nadine. Sie schreibt in ihrem Blog „Paw on my skin“: „Hygge kommt vom glücklichsten Volk der Welt, von den Dänen und lässt sich nicht wortwörtlich ins Deutsche übersetzen. Beschreiben lässt es sich am ehesten mit Begriffen wie Gemütlichkeit, herzliche Atmosphäre, Wohlfühlzeit und ähnlichem. Im Gegensatz zu dem Hype, der einen Glauben machen will, man könnte Hygge einfach so in den Alltag einbauen wie Yoga und Co, muss man Hygge lernen. Es ist eine Einstellung und vermutlich für viele von uns eine Umstellung.“
Das, was Nadine als Hygge beschreibt, das kannte ich bereits als Fika. Fika – das ist die nordische Entsprechung zu Koffietijd und Coffee break. Doch die schwedische und finnische Fika ist mehr als nur eine kurze Arbeitsunterbrechung mit einem Schluck Kaffee. Fika ist eine soziale Institution, ein gesellschaftlicher Event und eine Tradition, die zwanglos zelebriert wird. So ist „Vill du fika?“ keine anzügliche Bemerkung, sondern die Einladung zu einer fast familiären Kaffeerunde.
Die Fika kann ein Plausch unter Kollegen, eine kleine Pause im Freien oder ein regelmäßig-spontanes Treffen der Familie am Esstisch sein. Auch Konditoreien eignen sich zur Kaffee-Auszeit. Zum Kaffee wird nämlich Fikabröd, ein Süßgebäck oder ein Kuchen, gereicht. Eine Fika dauert zwischen 15 Minuten, für eine „kopp fika“, eine Tasse Kaffee, und einer dreiviertel Stunde. In Finnland haben viele Arbeitnehmer sogar das Recht, zweimal am Tag eine 15-minütige „kahvipaussi“ zu nehmen.
Einer Statistik nach investiert der Skandinavier 52 Minuten am Tag für den Kaffeegenuss in Gesellschaft. Unterschieden wird zwischen der Förmiddagsfika, die Kaffeerunde mit Kollegen und Chefs, für Freunde wird nachmittags eine zweite Fika im Café anberaumt. Dabei liegt der Schwerpunkt der Fika auf Pause, Entschleunigung des Tages und Kommunikation mit den Mitmenschen. Da finde ich wieder Anschluss an Nadines Beitrag: „Hygge zeigt sich wie schon erwähnt in vielen kleinen Dingen, die das Leben gemütlicher machen und auch etwas entschleunigen. Das wichtigste für Hygge ist sich Zeit zu nehmen und diese ganz bewusst zu nutzen. Aber nicht einfach so, sondern in einem gemütlichen, heimeligen Rahmen.“
Wie man das macht? Raus in die Natur, Freunde treffen, Picknick, Smartphones aus, Fernseher aus, Kuscheldecken, selbst gebackene Kuchen und vor allem Kerzen. Es muss was dran sein, dass Dänen im Jahr durchschnittlich acht Kilo Kerzen verbrauchen und der Deutsche gerade mal zwei. Wie mit Hygge anfangen? Nadine bringt es auf den Punkt: „Es sind die einfachsten Dinge die unserer Seele gut tun. Egal ob man es jetzt Hygge nennen will oder nicht…..Ich rate einfach es einmal auszuprobieren. Klar in unserer stressigen Neuzeit mag es uns langweilig und unnütz vorkommen. In einer Zeit in der man immer perfekt und interessant sein muss, ist „faul“ sein ja schon fast eine Schande….Meiner Meinung nach ist es aber Selbstheilung und wer will schon sein wie all die anderen?“
Ich würde Kaffeetrinken unbedingt zu Hygge dazuzählen. Wichtig dabei ist aber, dass man sich dabei Zeit nimmt. Es ist ja ein Zeichen unserer Zeit, dass die gemütlichen, alteingesessenen Kaffeehäuser aussterben und ersetzt werden durch „zeitgemäße“ Kaffee-Ausgabe-Stationen. Zeitgemäß vielleicht, aber hygge? Also: sich Zeit nehmen, entschleunigen, Pause machen. Ob man das Fika, Hygge oder kahvipaussi nennen will ist eigentlich egal!
Literatur über Hygge findet sich hier!
Wie man sich einen hyggeligen Weihnachtskaffee macht steht hier!
Bildrechte: seva_blsv; Robert Kneschke; nito; fotolia.com, Quelle: pawonmyskin.com.
Ich fühle mich sehr geehrt hier zitiert worden zu sein!!! Jeden Tag freue ich mcih über einen Beitrag zu meinem Lieblingsgetränk und darauf etwas neues zu lernen. Jetzt kann ich meine Kaffeepause etwas aufregender Fika nennen….Danke Tom 😉
LikeGefällt 1 Person
Schön, wenn ich Dich auch einmal inspirieren kann. Umgekehrt funktioniert es ja auch…
LikeLike